26.05.2021, Syrien, Duma: Baschar al-Assad (M), Machthaber von Syrien, und seine Frau Asma (r) geben in einem Wahllokal während der Präsidentschaftswahlen ihre Stimmen ab. Die Wahl wird nur in von der Regierung kontrollierten Regionen des Bürgerkriegslandes abgehalten. Prominente Oppositionelle im Exil sind faktisch ausgeschlossen. Die EU und andere westliche Staaten stufen die Wahl als unrechtmäßig und undemokratisch ein. (dpa)
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Syriens Machthaber Baschar al-Assad hat die umstrittenen Präsidentschaftswahlen in seinem Land mit mehr als 95 Prozent der Stimmen gewonnen. Auf Assads in der Öffentlichkeit kaum bekannte Gegenkandidaten seien 1,5 Prozent beziehungsweise 3,3 Prozent der Stimmen entfallen, teilte der syrische Parlamentspräsident am Donnerstag mit. In mehreren Städten des Landes feierten Staatsmedien zufolge zehntausende Menschen die Wiederwahl.

Die EU hatte den Urnengang bereits zuvor als „weder frei noch fair“ kritisiert, die Opposition sprach von einer „Farce“. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben des Parlamentspräsidenten bei knapp 77 Prozent. Abgestimmt wurde nur in den von Assad kontrollierten Teilen Syriens, etwa zwei Dritteln des Staatsgebiets, sowie in einigen syrischen Botschaften im Ausland. Syrische Flüchtlinge, die keinen Ausreisestempel in ihrem Pass vorweisen konnten, waren hingegen von der Wahl ausgeschlossen.

Assad-Anhänger auf den Straßen

Vor der Bekanntgabe des Ergebnisses versammelten sich Berichten staatlicher Medien zufolge zehntausende Assad-Anhänger in mehreren Städten des Landes, darunter Aleppo, Latakia und Suweida. Sie hielten Bilder Assads in die Höhe und schwenkten Fahnen des syrischen Regimes. Das syrische Fernsehen zeigte tanzende und trommelnde Menschen.

„Wir haben ihm am Anfang vertraut und wir werden den Weg mit ihm weitergehen“, sagte der 28-jährige Hasem Latif auf der Straße in Damaskus. Der 52-jährige Arzt Huwajda al-Nidal betonte, Assad habe „den Krieg gewonnen“, er wolle auch während des Wiederaufbaus „gewinnen“.

Im von Aufständischen kontrollierten Nordwesten des Landes waren bereits am Mittwoch hunderte gegen Assad und die Wahlen auf die Straße gegangen, wie ein AFP-Korrespondent berichtete.

Praktisch konkurrenzlose Wahl

Assad, der in Syrien bereits seit dem Jahr 2000 an der Macht ist, war praktisch konkurrenzlos in die Wahl gegangen. Politiker der Exil-Opposition waren von einer Kandidatur ausgeschlossen; Assads Herausforderer Abdallah Sallum Abdallah und Mahmud Merhi waren nur wenigen Syrern ein Begriff.

Die EU hatte angesichts der Umstände der Wahl angekündigt, deren Ergebnis nicht anzuerkennen. Am Donnerstag verlängerte sie ihre Sanktionen gegen Assads Regime und seine Unterstützer um ein weiteres Jahr bis zum 1. Juni 2022.

Dazu zählen unter anderem ein Öl-Embargo, Beschränkungen für Investitionen und das Einfrieren von Guthaben der syrischen Zentralbank. Zudem gelten Einreise- und Vermögenssperren gegen 283 Syrer; die Vermögen von 70 Organisationen und Unternehmen wurden eingefroren.

Der Assad-Clan herrscht seit über 50 Jahren

Der Assad-Clan herrscht in Syrien bereits seit mehr als 50 Jahren. In einem Militärputsch gelangte im November 1970 Hafis al-Assad an die Macht, nach seinem Tod übernahm sein Sohn Baschar das höchste Staatsamt. In einem Referendum erhielt Assad damals 97 Prozent der Stimmen; es gab keine Gegenkandidaten.

Bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl handelte es sich um die zweite seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011, in dessen Verlauf fast 390.000 Menschen getötet und Millionen weitere vertrieben wurden.

AFP