18.06.2021, Iran, Tehran: Ebrahim Raeissi, Kandidat zu den Präsidentenwahlen im Iran, gestikuliert nach der Stimmabgabe in einem Wahllokal. Raeissi hat die Präsidentenwahl im Iran gewonnen. (dpa)
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Der Hardliner-Kandidat Ebrahim Raeissi hat die Präsidentschaftswahl im Iran laut offiziellen Teilergebnissen mit mehr als 62,2 Prozent der Stimmen gewonnen. Von 28,6 Millionen ausgezählten Stimmzetteln seien „mehr als 17,8 Millionen“ auf Raeissi entfallen, erklärte der Vorsitzende der nationalen Wahlkommission auf einer Pressekonferenz am Samstag in Teheran. Der Zweitplatzierte, der frühere Chef der Revolutionsgarden Mohsen Resai, kam demnach nur auf rund 11,5 Prozent der Stimmen. Auf dem dritten Platz steht derzeit laut den Teilergebnissen mit 8,3 Prozent der einzige im Verhältnis reformorientierte Kandidat, Ex-Zentralbankchef Abdulnasser Hemmati. Der ebenfalls dem extremen Lager zuzuordnende Abgeordnete Amirhossein Ghasisadeh-Haschemi erreichte 3,4 Prozent der Stimmen. Mehr als 14 Prozent der abgegebenen Stimmzettel waren demnach ungültig.

Raeissi als aussichtsreicher Kandidat - geringe Wahlbeteiligung erwartet

Wahlberechtigt waren bei der Abstimmung am Freitag mehr als 59,3 Millionen Iraner. Die Höhe der Wahlbeteiligung war zunächst unklar. Es wurde jedoch mit einer niedrigen Beteiligung gerechnet. Die Öffnung der Wahllokale war deshalb bereits um zwei Stunden verlängert worden.

Schon vor Bekanntgabe der Teilergebnisse hatten alle drei Gegenkandidaten dem vormaligen Justizchef Raeissi zum Wahlsieg gratuliert. Amtsinhaber Hassan Ruhani hatte zudem erklärt, sein Nachfolger sei im ersten Wahlgang gewählt worden. Den Namen des Wahlsiegers hatte er jedoch nicht genannt. Nach dem Ausschluss aller anderen aussichtsreichen Kandidaten galt Raeissis Wahl als nahezu sicher. Der 60-jährige Geistliche sieht sich als Nachfahre des Propheten Mohammed, im schiitischen Klerus hat er den zweithöchsten Rang eines Hodschatoleslam inne. Als Politiker präsentiert sich der Hardliner als „unerbittlicher“ Kämpfer gegen Armut und Korruption.

Atom-Unterhändler nicht zur Wahl zugelassen Von den ursprünglich knapp 600 Bewerbern hatte der Wächterrat nur sieben Kandidaten zugelassen. So durfte der im Vergleich moderate Ex-Parlamentspräsident Ali Laridschani, Chefunterhändler des Atomabkommens, überraschenderweise nicht kandidieren. Drei weitere Anwärter warfen zwei Tage vor der Abstimmung das Handtuch. Angesichts der schweren wirtschaftlichen und sozialen Krise im Iran ist die Unzufriedenheit der Bürger groß. Die Wirtschaft des ölreichen Landes ist infolge der strikten US-Sanktionen am Boden, die Bevölkerung leidet unter der anhaltenden Inflation und Arbeitslosigkeit. Die Corona-Krise verschlimmerte die Lage zusätzlich.

AFP