Die russisschen und ukrainischen Delegationen verhandeln unter Vermitttlung Türkiyes und der UN über das Abkommen zur Wiederaufnahme der Getreidelieferungen. (AA)
Folgen

Während die diplomatischen Bemühungen Ankaras zur Beilegung von Krisen zunehmen, haben die jüngsten Erfolge der türkischen Diplomatie auch in Frankreich Beachtung gefunden. Wie die französische Tageszeitung „Le Figaro“ am Freitag feststellte, verfolgt Türkiye eine neue Außenpolitik, wodurch das Land auf internationaler Ebene eine „unverzichtbare Position“ erlange.

„Dieser echte diplomatische Erfolg offenbart eine sehr aktive und vor allem friedlichere türkische Außenpolitik, die über das sechstgrößte diplomatische Botschafter-Netzwerk der Welt verfügt“, schreibt Jean de Gliniasty, Forschungsdirektor am IRIS (Institut für internationale und strategische Beziehungen) und ehemaliger französischer Botschafter in Moskau, in dem Artikel. Die Neupositionierung der türkischen Außenpolitik werde im Ukraine-Konflik deutlich, in der Ankara eine neutrale und vermittelnde Haltung eingenommen habe. Diese Politik werde „im Osten, Westen und in der arabischen Welt gewürdigt“ und zeige die Multipolarität in der türkischen Politik und Diplomatie. „Türkiye zentrale Plattform zwischen Westen und Russland“ So positioniere sich Türkiye etwa als „zentrale Plattform zwischen dem Westen und Russland, vor allem in Bezug auf Gas“. Staatschef Recep Tayyip Erdoğan könne mit dem russischen Präsidenten sprechen und wichtige gemeinsame Entscheidungen treffen, wie beim Treffen in Sotschi. Dies sei eine einzigartige Position in Europa. Möglich sei es auch dadurch geworden, dass Türkiye den schweren EU-Sanktionen gegen den Kreml nicht gefolgt ist, hieß es weiter. Trotz des guten Drahts nach Moskau pflege das Land ebenso gute Beziehungen zur Ukraine und zum Westen. So habe Türkiye die Durchfahrt von Schiffen durch die Straße von Istanbul und Straße von Çanakkale eingeschränkt und dadurch die Ukraine entlastet. Außerdem habe die türkische Verteidigungsindustrie die begehrten Bayraktar-Drohnen an die Ukraine verkauft. Bei seinem Treffen im ostukrainischen Lwiw mit UN-Generalsekretär Antionio Guterres sowie seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj habe Erdoğan zudem versichert: „Wir waren und sind weiterhin auf der Seite unserer ukrainischen Freunde.“ Türkiye ermöglicht Wiederaufnahme von Getreideexporten Ein handfester Erfolg dieser Politik sei das Istanbuler Getreideabkommen, wodurch eine weltweite Nahrungsmittelkrise verhindern werden konnte, hieß es weiter in dem Artikel. Dabei habe Erdoğan erstmals ein Abkommen zwischen dem Kreml und Kiew ermöglicht. „Während es Teil des westlichen Blocks ist, diversifiziert Türkiye seine Allianzen und steht in ständigem Dialog, selbst wenn die Interessen gegensätzlich sind. Die Machtverhältnisse, die es unterhält, sind unter Kontrolle. (Türkiye) wird nun von allen gebraucht und von allen umworben“, fasst de Gliniasty die Rolle des Landes zusammen. „Türkiye ist ein Virtuose der Multipolarität geworden.“

TRT Deutsch