Berlin: Ein Polizist trägt eine Kiste aus der Al-Irschad-Moschee. (dpa)
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Nach dem bundesweiten Verbot der Aktivitäten der libanesischen Hisbollah-Organisation hat der Iran am Montag erklärt, dass Deutschland damit eine „historische Schuld“ an Israel begleiche.

Deutschland hatte die Hisbollah am vergangenen Donnerstag als Terrororganisation gelistet. Sicherheitskräfte durchsuchten daraufhin mehrere Moscheen und Vereine. „Die Hisbollah ist eine terroristische Organisation, die für zahlreiche Anschläge und Entführungen weltweit verantwortlich gemacht wird“, behauptete Bundesinnenminister Horst Seehofer gegenüber der „Bild“.

Der Iran argumentierte, dass das Hisbollah-Verbot vom „düsteren Erbe“ der Nazi-Herrschaft und von seiner Schuld am Holocaust beeinflusst werde, wobei sechs Millionen Juden ermordet worden seien.

„Wir haben das Gefühl, dass die Deutschen eine historische Schuld gegenüber den Zionisten zu haben scheinen und diese irgendwie zu begleichen versuchen“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Abbas Mousavi. Er kritisierte zudem die deutschen Razzien in Moscheen. Die mögliche Reaktion der Muslime werde bei den Maßnahmen außer Acht gelassen.

Chefredakteur: Entscheidung ein Befehl von Israel

Irans staatseigene Zeitung Kayhan hatte am Samstag in einem Artikel Deutschland in ähnlicher Weise kritisiert: „Die Hisbollah als terroristische Gruppe zu brandmarken, ist ein Befehl, der Ihnen von Israel diktiert wird“, schrieb Kayhans Geschäftsführer und Chefredakteur Hossein Shariatmadari. Die Entscheidung sei nicht unabhängig getroffen worden.

Die Hisbollah wurde 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs gegründet. Sie kämpfte zudem 2006 gegen die israelische Invasion. Die Hisbollah wird von Israel als regionaler Stellvertreter Irans angesehen.

Die Vereinigten Staaten und Israel bezeichnen die libanesische Schiiten-Organisation seit langem als terroristische Gruppe und fordern ihre Verbündeten auf, diesem Beispiel zu folgen.

Wie auch die Europäische Union hatte Deutschland bisher nur den militärischen Flügel der Hisbollah verboten, während der politische Arm toleriert wurde. Die Hisbollah ist seit 1992 Teil der Nationalversammlung im Libanon und somit de facto ein Teil des politischen Systems.

Teheran ist ein wichtiger Unterstützer der libanesischen Gruppe. Beide sehen in Israel einen Erzfeind.

TRT Deutsch