28. Juni 2022, Bayern, Elmau: US-Präsident Joe Biden sitzt neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einem Arbeitsgespräch am letzten Tag des dreitägigen G7-Gipfels. (dpa)
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Nach mehr als einem halben Dutzend Arbeitssitzungen und zahlreichen bilateralen Gesprächen beenden die G7-Staats- und -Regierungschefs am Dienstag ihre Beratungen im bayerischen Schloss Elmau. Zentrale Themen dürften am dritten Gipfeltag erneut der Ukraine-Krieg und die infolge dessen drohende Hungerkrise sein. Diese droht vor allem in Ostafrika. Erwartet werden konkrete Finanzzusagen der G7-Staaten. Anschließend reisen einige der Gipfelteilnehmer weiter nach Madrid zum NATO-Gipfel.

Abschlusserklärung für Dienstagnachmittag erwartet Auch bei den Beratungen in Spanien soll der Druck auf Russland erhöht werden, das Ende Februar eine Militäroffensive in der Ukraine begonnen hat. Die NATO sendete zu Wochenbeginn bereits ein deutliches Signal: Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte am Montag an, die Allianz werde die Zahl ihrer schnellen Eingreifkräfte von rund 40.000 auf mehr als 300.000 erhöhen. Offen ist noch, ob Türkiyes Bedenken hinsichtlich der Aufnahme von Schweden und Finnland ausgeräumt werden können. Die G7 verständigten sich in den vergangenen beiden Tagen auf weitere finanzielle, militärische, humanitäre und diplomatische Unterstützung für die Ukraine. Zudem kündigten sie neue Sanktionen gegen Russland an, unter anderem gegen dessen Rüstungsindustrie. Zu Ende geht das dreitägige Treffen auf Schloss Elmau am Dienstag mit einer Abschlusserklärung und einer Pressekonferenz von Gastgeber Olaf Scholz (SPD) am frühen Nachmittag. Auch andere Gipfelteilnehmer werden sich zum Gipfelabschluss äußern. Zur Gruppe der Sieben (G7) gehören neben Deutschland die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel nahmen am Gipfel teil. G7 sehen „tiefe Gräben“ - Melnyk glaubt an „Wendepunkt“ Russland habe „alle Vereinbarungen über die Zusammenarbeit von Staaten gebrochen“, äußerte Scholz bereits am Montagabend. Die G7 seien sich einig, dass das die Beziehungen lange prägen werde: „Im Verhältnis zu Russland kann es kein Zurück geben in die Zeit vor dem russischen Überfall auf die Ukraine.“ Alle G7-Staaten seien „bereit, die notwendigen Entscheidungen zu treffen“. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, begrüßte das Bekenntnis der G7-Staaten zu weiteren Hilfen für sein Land – und forderte neue Waffenlieferungen. Die Ukraine sei an einem Wendepunkt angekommen, um das „militärische Rückgrat Putins zu brechen“, sagte Melnyk der „Rheinischen Post“ (Dienstag). „Dazu brauchen wir blitzschnell das modernste schwere Kriegsgerät wie Mehrfachraketenwerfer, Artillerie, Luftabwehrsysteme, aber auch Panzer.“ 50 Millionen Menschen stehen vor Hungersnot Mit Blick auf die drohende Hungersnot sagte Scholz am Montag in einem Interview, die G7-Staaten bemühten sich intensiv darum, Getreideexporte aus der Ukraine zu ermöglichen. Das Thema bereite den G7 größte Sorge und man wolle helfen. Auch mit Geld solle dafür gesorgt werden, dass Hungerkrisen vermieden werden. Die Ukraine und Russland sind die größten Weizen-Exporteure weltweit. Normalerweise decken sie knapp ein Drittel des globalen Bedarfs – viel Getreide kann derzeit aber nicht exportiert werden. Der Westen macht dafür Russland verantwortlich, dass die Häfen blockiere, der Kreml sieht die Ukraine in der Pflicht, die Seewege vermint habe. Türkiye bemüht sich um eine Vermittlungslösung. Dem Welternährungsprogramm zufolge stehen 50 Millionen Menschen weltweit kurz vor einer Hungersnot. Zusammenarbeit beim Klimaschutz Trotz der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise will die G7 an den derzeitigen Klimaschutzzielen festhalten. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur werden die Mitglieder in der Abschlusserklärung zum Gipfel deutlich machen, dass sie das sogenannte Pariser Abkommen weiterhin als Richtschnur für ihr Handeln ansehen. In diesem hatten sich die Länder der Welt im Dezember 2015 darauf geeinigt, Anstrengungen zu unternehmen, um die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Scholz hatte zu dem Gipfel auch fünf Gastländer eingeladen. Mit Indien, Indonesien, Südafrika, dem Senegal und Argentinien vereinbarten die G7 am Montag gemeinsame Klimaschutz-Anstrengungen. Einer Erklärung zufolge soll die Umstellung auf Klimaneutralität vorangetrieben werden. Gleichzeitig sollen erneuerbare Energien ausgebaut werden, Kohle soll zunehmend weniger zum Einsatz kommen. Mehr zum Thema: Erdoğan bespricht finnische und schwedische Bewerbung bei NATO-Gipfel

dpa