Archivbild. 13.12.2021, USA, Washington: Joe Biden, Präsident der USA, spricht im Oval Office des Weißen Hauses. / Photo: DPA (dpa)
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Sein Rivale Donald Trump ist schon ins Präsidentschaftsrennen eingestiegen. Joe Biden aber lässt sich noch etwas Zeit. Der US-Präsident will erst im kommenden Jahr entscheiden, ob er 2024 für eine Wiederwahl antritt. Dabei fragen sich viele, ob das angesichts schlechter Umfragewerte und seines hohen Alters eine gute Idee wäre: Biden feiert am Sonntag seinen 80. Geburtstag und ist ohnehin schon jetzt der älteste Präsident der US-Geschichte. Dem Politik-Veteranen mit dem schütteren weißen Haar ist das anzusehen: Häufig wirkt er bei öffentlichen Auftritten müde, bei Interviews und Pressekonferenzen gerät er oft ins Stammeln, seine legendären Versprecher haben in den vergangenen Jahren nochmal zugenommen. Erst kürzlich verwechselte er bei einer Asienreise Kambodscha mit Kolumbien, und vor wenigen Wochen suchte er bei einer Rede mit den Worten „Wo ist Jackie“? im Publikum nach einer verstorbenen Abgeordneten.

Bidens Gegner werfen US-Präsidenten Senilität vor Trump und viele Kommentatoren mokieren sich schon seit langer Zeit über solche verbalen Patzer und stellen Biden als senil dar. Bei Bidens Demokraten fragen sich einige, warum der Präsident sich die Strapazen, die eines der mächtigsten Ämter der Welt mit sich bringen, überhaupt nochmal vier Jahren antun möchte, und nicht nach einer langen und erfolgreichen Politiker-Karriere seinen Ruhestand genießt. Laut einer Umfrage vom Sommer wollen 75 Prozent der den Demokraten zugeneigten Wähler, dass die Partei 2024 einen anderen Kandidaten ins Präsidentschaftsrennen schickt als Biden. Die linke Aktivistengruppe RootsAction hat bereits unter dem Titel „Tritt nicht an, Joe“ eine Online-Petition gestartet, um Biden von einer erneuten Kandidatur abzubringen. Der am 20. November 1942 und damit während des Zweiten Weltkriegs geborene Präsident aber zeigt Appetit auf eine zweite Amtszeit. „Meine Absicht ist es, erneut anzutreten“, sagte er kürzlich, gestärkt durch das überraschend starke Abschneiden seiner Demokraten bei den Midterms vom 8. November. Er fügte aber hinzu: „Ich habe großen Respekt vor dem Schicksal, und es ist letztlich eine Familien-Entscheidung.“ Biden will über die Feiertage mit seiner Ehefrau Jill über das Thema sprechen. Eine Entscheidung hat er für Anfang kommenden Jahres in Aussicht gestellt.

Zweite Amtszeit Tradition für US-Präsidenten Grundsätzlich hat es Tradition, dass sich US-Präsidenten für eine zweite Amtszeit bewerben. Und Trumps am Dienstag verkündete Präsidentschaftskandidatur dürfte Biden zusätzlich motivieren: Der langjährige Senator und frühere Vizepräsident hatte sich schon vor den Präsidentschaftswahlen 2020 als den besten Kandidaten angesehen, um Amtsinhaber Trump zu schlagen. Er zeigt sich jetzt entschlossen, eine Rückkehr des Rechtspopulisten ins Weiße Haus zu verhindern - und hält sich da offenbar für die erste Wahl. Dass er zu alt für das Amt sei, will Biden nicht gelten lassen. Als Beweis für seine politischen Fähigkeiten verweist er gerne auf die durchaus beeindruckende Zahl von Gesetzen, die in seiner Amtszeit verabschiedet wurden. Biden treibt zudem regelmäßig Sport - auch wenn es dabei zu Pannen kommt wie im Juni, als er mit seinem Fahrrad umkippte - und führt ein gesundes Leben ohne Alkohol und Rauchen. Sein Arzt bescheinigte ihm vor einem Jahr seine Amtsfähigkeit. Zudem bleibt die Frage, wer 2024 antreten könnte, sollte der Politik-Oldie sich für eine Rückzug aufs Altenteil entscheiden. Vizepräsidentin Kamala Harris ist blass geblieben und noch unbeliebter als Biden. Der heute 40-jährige Pete Buttigieg, der bei den Vorwahlen 2020 für Furore gesorgt hatte, hat zwar inzwischen als Verkehrsminister Regierungserfahrung gesammelt, doch die Frage bleibt, ob er die Statur für einen Präsidentschaftskandidaten hat. Ein erneutes Antreten nicht ausgeschlossen hat der von vielen verehrte Linkspolitiker Bernie Sanders. Kleines Problem: Der Senator ist sogar noch ein Jahr älter als Biden.

dpa