Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hat sich enttäuscht über die Einstufung der Türkei als Corona-Risikogebiet durch die Bundesregierung und über die andauernde Reisewarnung gezeigt. Es gebe dazu „keinen objektiven und wissenschaftlichen Grund“, sagte Çavuşoğlu am Samstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy im Urlaubsort Antalya.
„Natürlich sind wir enttäuscht, aber ich denke nicht, dass das unsere bilateralen Beziehungen beeinträchtigt“, betonte der Diplomat. Er wolle weiter mit Deutschland im Dialog bleiben und die Bundesregierung davon überzeugen, ihre Position zu ändern. Es handele sich nicht um eine Konfrontation. Am Mittwoch hatte bereits der türkische Botschafter in Berlin die Einstufung seines Landes als Corona-Risikogebiet kritisiert.
Für mehr als 160 Staaten außerhalb der EU - darunter für die Türkei - besteht zunächst bis zum 31. August eine Reisewarnung weiter. Die Bundesregierung hatte die Türkei am Montag zusammen mit 130 weiteren Ländern zudem als Corona-Risikogebiet eingestuft. Menschen, die aus einem Risikogebiet in Deutschland einreisen, müssen mit einer 14-tägigen Quarantäne rechnen. Allerdings können Urlauber aus der Türkei von der Quarantäneregelung befreit werden, wenn sie bei der Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist.
Çavuşoğlu betonte, die Türkei habe die Kapazitäten, solche Corona-Tests durchzuführen. Lege man objektive Kriterien wie Fallzahlen an, sei die Türkei besser durch die Coronakrise gekommen als viele andere Staaten. Die Türkei habe zudem wie auch Deutschland „eines der besten Gesundheitssysteme der Welt“.
Die Türkei hat nach offiziellen Angaben rund 185.000 Coronavirus-Fälle und 4905 Todesfälle registriert. Der Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftszweig des Landes. Vergangenes Jahr machten nach offiziellen Angaben mehr als fünf Millionen Deutsche Urlaub in der Türkei.
21 Juni 2020
dpa
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