28.09.2021, Berlin: Die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Matthias Miersch (l) und Adis Ahmetovic bei einer Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion. (dpa)
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Adis Ahmetovic und Matthias Miersch sind nicht allein SPD-Bundestagsabgeordnete - die beiden verbindet eine ganz besondere Geschichte. Ohne Miersch wäre Ahmetovic vermutlich nicht jüngst in den Bundestag eingezogen. Die Geschichte der beiden begann bereits vor mehr als 20 Jahren. Ahmetovic war damals ein kleiner Junge, Miersch ein junger Rechtsanwalt. „Meine Eltern sind 1992 als Kriegsflüchtlinge von Bosnien-Herzegowina nach Hannover gekommen. Ich bin 1993 in Hannover zur Welt gekommen. Viele Westbalkan-Flüchtlinge wurden ab 1996 abgeschoben, auch wir“, sagte Ahmetovic der Deutschen Presse-Agentur. 1997 habe seine Familie erneut keine Aufenthaltsbefugnis erhalten. Ein Jahr später sollte die Familie Deutschland endgültig verlassen.

„Meine Eltern wollten das nicht hinnehmen“

„Meine Eltern wollten das nicht hinnehmen“, sagt Ahmetovic. „Ich bin in Hannover zur Welt gekommen, mein großer Bruder ist hier zur Schule gegangen. Bosnien und Herzegowina war zu dem Zeitpunkt ein von Krieg geprägtes und leider auch zerstörtes Land.“ Ein Rechtsanwalt sollte dann Einspruch gegen das Verfahren einlegen - es war sein heutiger Parteikollege Miersch. Nach jahrelangen zähen Verhandlungen habe seine Familie dann im März 2001 eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten, erzählt Ahmetovic. „Vor der Wahl gab es ein gemeinsames Treffen zwischen Matthias, meinen Eltern und mir. Da haben wir das alles noch einmal Revue passieren lassen. Es ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl.“ Erst sei Miersch ein Anwalt gewesen, dann Genosse, nun ein Freund. „Das ist schon Wahnsinn. Jetzt sitzen wir 24 Jahre später zusammen für die Region Hannover im Bundestag. Das ist ein krasses Gefühl.“

Wiedersehen nach kurzer Zeit Einige Jahre nach der erfolgreich verhinderten Abschiebung sahen sich Ahmetovic und Miersch dann zufällig wieder. Im Alter von 15 Jahren trat Ahmetovic 2008 in die SPD ein, sein Parteikollege war damals SPD-Vorsitzender in der Region Hannover. „Dann kam er zu mir, gab mir seine Karte und sagte: Frag mal Deine Eltern, ob die mich kennen? Ich konnte mich nicht daran erinnern.“ Als er dann seiner Mutter die Karte gegeben hat, habe diese Tränen in den Augen gehabt. „Ich war damals ein kleines Kind. Ich konnte mich noch daran erinnern, dass es in der Kanzlei einen Kübel mit Haribo gab“, sagt Ahmetovic. Haribo verbindet die beiden auch weiter. „Matthias Miersch hat in seinem Büro immer einen Kübel mit Haribo. Immer wenn ich ein Gespräch mit ihm hatte und da rein gegriffen habe, mussten wir an die ersten Begegnungen denken.“ Ahmetovic war früher Jusos-Vorsitzender in der Region Hannover. Für ihn ist Miersch ein „aufrichtiger, verlässlicher, verbindlicher und ein Herzens guter Mensch.“ Miersch selbst sagte auf dpa-Anfrage, dass er seinen Parteikollegen als enorme Bereicherung für die SPD-Bundestagsfraktion sieht. Miersch fühlt sich nach eigenen Worten freundschaftlich mit ihm und seiner Familie verbunden. Der 52-Jährige sitzt seit 2005 im Bundestag.

dpa