13. Juli 2020, Berlin: Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler (L) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (R) nehmen an einer gemeinsamen Pressekonferenz zu den neuesten Erkenntnissen über die Coronavirus-Pandemie teil. (dpa)
Folgen

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Bürger vor Nachlässigkeit im Umgang mit der Corona-Pandemie gewarnt und zur Einhaltung von Schutzmaßnahmen eindringlich aufgerufen. „Die Gefahr einer zweiten Welle ist real“, sagte Spahn am Montag in Berlin bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler.
Er rief die Bevölkerung auf, gerade auch in Urlaubszeiten wachsam zu bleiben und nicht übermütig zu werden. Spahn bat die Bürger, in der Corona-Krise weiterhin Abstand zu halten, die Hygienemaßnahmen einzuhalten und Alltagsmasken zu tragen.
Mit Blick auf die Lage auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca, wo am vergangenen Wochenende Hunderte Touristen für Empörung gesorgt hatte, weil sie unter Missachtung der Vorsichtsmaßnahmen gefeiert hatten, äußerte sich Spahn besorgt.
„Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird“, sagte er. Dort, wo miteinander gefeiert werde, sei das Risiko besonders hoch - auch das Rückreiserisiko für alle anderen im Flugzeug und für die Menschen zu Hause. Feiern im österreichischen Skiort Ischgl gelten als einer der Ausgangspunkte für die Verbreitung des Coronavirus auch in Deutschland.
Unabhängiger von China werden
International will sich Spahn in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft für mehr Unabhängigkeit der Union bei der Versorgung mit Arzneimitteln und Schutzausrüstung einsetzen. „Es sollte sich nicht in China entscheiden, ob wir ausreichend Schutzmasken oder Medikamente haben“, sagte Spahn. „In dieser Krise haben wir Europäer erneut erfahren, dass wir zusammenstehen müssen, um Gefahren abzuwehren.“
Es habe sich gezeigt, „dass wir souveräner werden müssen, um uns zu schützen“. Außerdem will Spahn im Rahmen der Ratspräsidentschaft die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde (ECDC) stärken. Der Minister kündigte zudem an, dass er die Rolle Europas in der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stärken wolle. Der angekündigte Austritt der USA sei ein „herber Rückschlag“ für die Organisation. Es gehe aber auch darum, bei der Organisation notwendige Reformprozesse voranzutreiben.
Im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft findet am Donnerstag eine informelle Tagung der EU-Gesundheitsminister statt, die als Videokonferenz abgehalten wird.


TRT Deutsch und Agenturen