30.07.2021, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Das Buch von Armin Laschet „Die Aufsteiger Republik - Zuwanderung als Chance" steht in einem Regal. (dpa)
Folgen

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hat Fehler in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ aus dem Jahr 2009 eingeräumt und sich dafür entschuldigt. Zuvor war auf Twitter eine Gegenüberstellung des Plagiatsprüfers Martin Heidingsfelder veröffentlicht worden, die auf auffallende Ähnlichkeiten zwischen einer Passage des Laschet-Buchs und einem anderen Text hinweist.
„Mindestens ein Urheber des im Buch verwendeten Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannt“, räumte Laschet am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur ein. „Dafür möchte ich ausdrücklich um Entschuldigung bitten, denn sorgfältiges Arbeiten beim Verfassen von Werken und die Achtung des Urheberrechts sind für mich auch eine Frage des Respekts vor anderen Autoren. Um zu klären, ob es weitere Fehler gibt, werde ich unverzüglich die Prüfung des Buchs veranlassen.“
Veröffentlicht wurde die Gegenüberstellung in der Nacht zum Freitag auf Twitter von Karsten Weitzenegger, der die von Heidingsfelder zum Vergleich herangezogene Textpassage nach eigenen Angaben verfasst hatte. Heidingsfelder bestätigte der dpa, dass die Gegenüberstellung von ihm stammt. Ähnlichkeit mit Text von Weitzenegger
Bei Weitzenegger heißt es: „Brain Gain ist für Herkunftsländer vor allem dann möglich, wenn qualifizierte Arbeitskräfte nicht dauerhaft abwandern, sondern temporär in einem anderen Land Erfahrungen sammeln, die dann bei der Rückkehr eingesetzt werden können.“
Laschet wiederum schreibt in seinem Buch: „Brain-Gain durch Migration ist auch für die Herkunftsländer möglich, dann nämlich, wenn qualifizierte Arbeitskräfte nicht dauerhaft abwandern, sondern in einem anderen Land Erfahrungen sammeln und danach in ihr Heimatland zurückkehren.“ Auch ein kurz danach folgender Satz liest sich in der Gegenüberstellung ähnlich. Plagiatsprüfer verzichtet auf weitere Prüfung des Laschet-Buchs
Heidingsfelder ließ Laschet nach eigenen Angaben am Donnerstagnachmittag einen größeren Fragenkatalog zukommen. Ein Teil davon sei bis zum Freitagmorgen beantwortet worden. In seinen Fragen gehe es etwa um sprachliche Ähnlichkeiten in dem Buch zu anderen Texten.
Er habe darüber hinaus auch Fragen „als Wähler und Steuerzahler“ an Laschet gerichtet, so Heidingsfelder. Darin sei es unter anderem um die Promotionsordnung der juristischen Fakultät der Universität Münster gegangen. „Dazu habe ich vom Wissenschaftsministerium keine zufriedenstellenden Antworten erhalten. Dazu möchte ich, dass er sich die Sache als verantwortlicher Ministerpräsident anschaut.“ Zudem habe er Laschet die Frage gestellt, ob dieser die Dissertationen promovierter Kandidaten und Kandidatinnen für ein künftiges Kabinett vorher prüfen lassen wolle.
Er habe in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag einige Seiten in Laschets Buch geprüft, aber nicht umfassend untersucht, sagte Heidingsfelder. Warum er sich das Werk anschaute, wollte er nicht sagen: „Diskretion gehört zu meinem Beruf.“ Er selbst wolle das Buch nun nicht weiter untersuchen, nachdem Laschet ihm eine unverzügliche Prüfung zugesagt habe. „Zu dem Thema habe ich eigentlich nicht vor, noch etwas zu veröffentlichen.“ Bereits früher Kontroversen um Buch von CDU-Chef
Um das Buch von Laschet hatte es schon zweimal Wirbel gegeben. Bereits kurz nach dessen Erscheinen hatte sich Laschet fragen lassen müssen, in welchem Umfang er Mitarbeiter seines damaligen Integrationsministeriums mit seinem Buch beschäftigt habe. Am Freitag erklärte er: „Es ist ein Debattenbeitrag und er diente dazu, die Arbeit des ersten Integrationsministeriums Deutschlands darzustellen und für eine neue Integrationspolitik bundesweit zu werben. Dementsprechend wurde für das Buch auch auf Ausarbeitungen des Ministeriums Rückgriff genommen.“ Dies gehe aus dem Literaturverzeichnis und der Danksagung hervor.
2015 geriet Laschet in steuerlicher Hinsicht unter Druck. Er hatte 4000 Euro Honorar für den Titel erhalten, die er spendete. 2015 wurde bekannt, dass er die Spende steuerlich geltend gemacht hatte, den Bucherlös aber nicht als Einnahme angegeben und versteuert hatte. In einer schriftlichen Erklärung räumte Laschet sein Versäumnis im Sommer 2015 ein.
In seinem etwa 300 Seiten starken Buch forderte der heutige NRW-Ministerpräsident und damalige Integrationsminister Laschet 2009 eine „dritte deutsche Einheit“: Nach der Eingliederung der Vertriebenen und der Wiedervereinigung stehe jetzt die Integration der Zuwanderer an. Laschet selbst verbreitete am Freitag auf Twitter einen Link zu einer Online-Version seines derzeit vergriffenen Werks.
Auch Grünen-Chefin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock war mit ihrem jüngst erschienenen Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ in die Kritik geraten. In ihrem Fall machte der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber in einer Reihe von Fällen sprachliche Ähnlichkeiten zu anderen Texten publik.

dpa