Anwältin Seda Başay-Yıldız (AA)
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Die Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız hat erneut einen mit „NSU 2.0“ unterzeichneten Drohbrief erhalten. Das teilte die türkischstämmige Juristin der „FAZ“ mit (Freitagsausgabe). Da sie vom Landeskriminalamt (LKA) Hessen als „gefährdet“ eingestuft worden sei, habe die Anwältin die „sicherungstechnischen Empfehlungen“ teilweise umgesetzt – doch die Kosten habe sie selber übernehmen müssen.

Im Juli wird Başay-Yıldız mit dem Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Nachdem die Stadt Wiesbaden diese Entscheidung im Februar verkündet hatte, habe die Anwältin den letzten Drohbrief mit dem Absender „NSU 2.0“ erhalten. Bereits seit 2018 wird die Anwältin von Anhängern der rechtsextremistischen Terrorzelle NSU bedroht.

Dabei war den Absendern der Drohschreiben die Privatadresse von Başay-Yıldız sowie die Namen und Geburtsdaten ihrer Familienmitglieder bekannt. Die persönlichen Informationen von Başay-Yıldız sollen mit der Kennung einer Polizistin im Frankfurter Polizeirevier abgerufen worden sein. Auf Whatsapp habe dieselbe Beamtin mit ihren Kollegen zudem rechtsextreme Inhalte ausgetauscht.

Die Rechtsanwältin kritisierte die mangelnde Unterstützung des hessischen Innenministers Peter Beuth (CDU): „Meine Familie ist zum Abschuss freigegeben und der hessische Innenminister will keine Verantwortung übernehmen“. Die Abfrage ihrer personenbezogenen Daten sei durch hessische Beamte von einem Dienstcomputer erfolgt, weshalb es sich hier um „kein Privatproblem“ handele. Die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen, die ihr vom LKA Hessen empfohlen wurden, seien jedoch nicht erstattet worden.

Die türkischstämmige Anwältin hatte die Familie des Mordopfers Enver Şimşek im NSU-Prozess vertreten und wird seitdem von Rechtsextremisten angefeindet.

TRT Deutsch