07.10.2021, Berlin: Armin Laschet, CDU-Bundesvorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, geht weg, nachdem er ein Pressestatement zum Fortgang der Sondierungsgespräche im Konrad-Adenauer-Haus gegeben hat. (dpa)
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Nach dem Debakel bei der Bundestagswahl braucht die CDU einen Krisenmanager, der eine umfassende Neuaufstellung einleitet. Noch hat kein Bewerber für die Nachfolge von Parteichef Armin Laschet seinen Hut in den Ring geworfen. Schon seit Wochen kursieren aber mehrere Namen. Wenn in den kommenden Tagen die Frage einer möglichen Mitgliederbefragung geklärt ist, müssen die Bewerber aus der Deckung kommen. Wer als Kandidat gehandelt wird: Friedrich Merz Der selbstbewusste Jurist ist schon zwei Mal im Kampf um den Parteivorsitz gescheitert. 2018 musste er erst Annegret Kramp-Karrenbauer den Vortritt lassen und Anfang dieses Jahres dann Armin Laschet. Von 2000 bis 2002 war er Unionsfraktionschef, wurde auf dem Posten aber von der späteren Bundeskanzlerin Angela Merkel verdrängt. 2009 schied Merz aus dem Bundestag aus und ging in die Wirtschaft. Er war unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens Köln/Bonn und der deutschen Tochter des Vermögensverwalters BlackRock. Im Wahlkampf war er dann in Laschets „Zukunftsteam“ für Wirtschaft und Finanzen zuständig. Laut Umfragen hat de 65-jährige Merz mit seiner wirtschaftsliberalen und konservativen Haltung derzeit die größte Zustimmung bei den Mitgliedern. Norbert Röttgen Auch der frühere Bundesumweltminister hatte sich schon Anfang des Jahres um den Parteivorsitz beworben, schied dann aber als Drittplatzierter schon in der ersten Abstimmungsrunde aus. Während Laschet und Merz klar auf dem konservativen Flügel verortet werden, will sich Röttgen keiner Seite zuordnen lassen. Der 56-jährige Jurist wirbt damit, die Union jünger, weiblicher und digitaler machen zu wollen. Ein Sprung an die Parteispitze wäre ein vor Jahren kaum für möglich gehaltenes Comeback: Im Jahr 2012 entließ Kanzlerin Merkel ihn als Umweltminister, nachdem er bei der NRW-Wahl als CDU-Spitzenkandidat krachend verloren hatte. Nach und nach arbeitete er sich danach wieder hoch, seit 2014 ist er Vorsitzender im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags. Jens Spahn Der gelernte Bankkaufmann aus dem Münsterland hat als Gesundheitsminister in der Corona-Pandemie eine politische Feuertaufe hinter sich. Gelegentlich geriet er in der Corona-Krise ins Schlingern, untergegangen ist er nicht. Spahn scheut keine Konflikte, seine Meinungsfreude garantiert ihm eine Dauerpräsenz in den Medien. Spahns Stärken könnten sich in der derzeitigen Situation auch als Schwächen erweisen. Denn trotz seiner erst 41 Jahre zählt er längst zum CDU-Establishment - und bei Laschets Bewerbung um den Parteivorsitz war er mit dem dann glücklosen Kanzlerkandidaten im Team angetreten. Bei der Wahl zum CDU-Vizechef erhielt er auf dem letzten Parteitag ein schlechtes Ergebnis. Manche in der Partei unterstellen ihm übertriebenen Ehrgeiz und mangelnde Loyalität. Ralph Brinkhaus Der 53-jährige Brinkhaus galt lange als spröder Finanzfachmann und war nach seiner Wahl in den Bundestag 2009 nur wenig bekannt. Doch inzwischen hat der Steuerberater und Diplom-Ökonom bereits eines der wichtigsten Parteiämter inne: Er ist seit September 2018 Unions-Fraktionschef und konnte damals in einem Überraschungscoup den treuen Merkel-Gefolgsmann Volker Kauder aus dem Amt verdrängen. Nach der verlorenen Bundestagswahl wollte Brinkhaus seine Amtszeit eigentlich um ein Jahr verlängern, bekam aber auch wegen Laschets Widerstand zunächst nur sieben Monate bis Ende April. Als „Platzhalter“ sieht sich Brinkhaus aber nicht und hätte sich mit der Sicherung des Postens auch für eine mögliche Kandidatur für die Laschet-Nachfolge in Stellung gebracht. Carsten Linnemann Der Vorsitzende der einflussreichen CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung (MIT) hat sich in der Partei als rastloser Antreiber profiliert. Aus Sicht des 44-Jährigen muss die CDU ihr konservatives Profil schärfen und Wirtschaftskompetenz zurückgewinnen. Mit dieser Positionierung spricht der Diplom-Volkswirt aus Paderborn jenem Teil der CDU aus der Seele, der sich in den Merkel-Jahren vernachlässigt fühlte. Mit dem klaren Fokus auf die Wirtschaft steht Linnemann dem Sozialflügel der Partei eher fern. Und in einem zu schwachen sozialpolitischen Profil sehen viele in der CDU inzwischen eines der großen Defizite des verlorenen Wahlkampfes. Linnemann betonte dann auch zuletzt die Notwendigkeit einer „Teamlösung“, um die CDU wieder auf Erfolgskurs zu bringen.

AFP