Lobbyregeln: SPD fordert von Koalitionspartner Union mehr Transparenz (Symbolbld: SPD-Spitze) (dpa)
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Als Konsequenz aus der Masken-Affäre haben SPD-Politiker vom Koalitionspartner Union eine Verschärfung des vereinbarten Lobbyregisters gefordert. „Allen Demokraten muss daran gelegen sein, dass Raffgier und Vetternwirtschaft in unseren Parlamenten keine Chance haben“, sagte Parteichef Norbert Walter-Borjans den Funke-Zeitungen. Er rief die Parteichefs von CDU und CSU, Armin Laschet und Markus Söder, dazu auf, gemeinsam mit der SPD „für wirksame Transparenz- und Sanktionsregeln“ einzutreten. Dazu müsse auch der sogenannte „exekutive Fußabdruck“ im Lobbyregister zählen, sagte Walter-Borjans. Mit dem „exekutiven Fußabdruck“ wäre nachvollziehbar, welche Akteure und Organisationen an einem Gesetzestext mitgewirkt haben. Der Kompromiss zum Lobbyregister, auf den sich Union und SPD vergangene Woche verständigt haben, enthält eine solche Regelung bisher nicht. Die Union habe „kein individuelles, sondern ein systemisches Problem“ damit, die Einflussnahme finanzkräftiger Interessenvertreter offenzulegen, kritisierte Walter-Borjans. Auch SPD-Parlamentsgeschäftsführer Carsten Schneider forderte die Unionsparteien auf, Konsequenzen aus der Maskenaffäre zu ziehen. „Die jahrelange Blockade beim Lobbyregister rächt sich jetzt“, sagte Schneider dem in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“. „Darüber kann auch die Empörung aus der Führung von CDU und CSU nicht hinwegtäuschen.“ Die schwer wiegenden Fälle von „Geschäftemacherei mit der Krise“ beschädigten „die Politik und das Parlament insgesamt“, sagte Schneider. Er erwarte, dass CDU und CSU nun den Widerstand gegen die Forderung der SPD nach schärferen Regeln für Nebentätigkeit und Nebeneinkünften sowie Abgeordnetenbestechung aufgeben. Die Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel und Georg Nüßlein sollen Provisionen in sechsstelliger Höhe für die Vermittlung von Geschäften mit Corona-Schutzmasken kassiert haben. Auf massiven parteiinternen Druck zogen sie Konsequenzen. Löbel legte sein Bundestagsmandat nieder und trat Presseberichten zufolge auch aus der CDU aus, Nüßlein beendete seine CSU-Mitgliedschaft, will aber bis zum Ende der Legislaturperiode im Parlament bleiben.

AFP