17. Dezember 2021, Berlin: Reem Alabali-Radovan (dpa)
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Zwei Jahre nach dem rassistischen Anschlag von Hanau will sich die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), gegen strukturellen Rassismus im öffentlichen Dienst und in Sicherheitsbehörden einsetzen. Mit Blick auf den Anschlag, bei dem ein 43-jähriger Deutscher in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet hatte, gehe es etwa um den Umgang mit den Opfer-Angehörigen und Überlebenden, sagte Alabali-Radovan am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“.
„Bei den Sicherheitsbehörden sind da vielleicht auch unangemessene Gespräche gemeint. Das Ganze müssen wir aufarbeiten“, so die Integrationsbeauftragte. Zudem müssten interkulturelle Kompetenzen gefördert werden. Die Hanauer Angehörigen hätten immer wieder strukturellen Rassismus angeprangert. „Ich kann diese Forderung verstehen, dass wir das angehen müssen, und das werden wir jetzt auch als Bundesregierung tun.“
Hanau sei kein Einzelfall. „Wir haben auch Solingen, Mölln, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, München, den Mord an Dr. Walter Lübcke und viele weitere Vorfälle und Anschläge. Das heißt, wir müssen strukturell was ändern“, sagte Alabali-Radovan. „Dazu gehört einmal die Zerschlagung von rechtsextremen Strukturen, die nachhaltige Förderung von Demokratie-Projekten und politischer Bildung und die Beratung für Menschen, die von Rassismus betroffen sind.“ Alle diese Dinge sollten mit dem Aktionsplan gegen Rechtsextremismus von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), mit dem Demokratiefördergesetz und mit dem Beratungszentrum für Antirassismus vorangebracht werden.
Zum zweiten Jahrestag des Anschlags hatten am Samstag Angehörige sowie Vertreter aus Politik und von Religionsgemeinschaften in Hanau und vielen anderen hessischen und deutschen Städten der Anschlagsopfer gedacht. Dabei gab es auch Kritik seitens der Angehörigen an der Teilnehmer-Beschränkung für die zentrale Gedenkstunde auf dem Hanauer Hauptfriedhof.

dpa