Hausärzteverband gegen Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer (dpa)
Folgen

Der Deutsche Hausärzteverband übt Kritik an der Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten. „Viel zu testen ist an sich vernünftig, die Testpflicht ist aber Aktionismus, von dem ich wenig halte“, sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt der „Welt“. Die Risikogebiete seien „viel zu pauschal“ eingeteilt worden und viele Hausärzte nicht für einen riesigen „Ansturm von Testwilligen“ ausgestattet. Weigeldt bezeichnete es zudem als „absurd“, dass Reiserückkehrer dem Arzt glaubhaft machen müssten, tatsächlich im Ausland gewesen zu sein - etwa durch einen Boarding-Pass oder eine Hotelrechnung. „Wir sind Ärzte, die dafür da sind, Menschen zu behandeln und nicht die Außenstelle des Bundesgesundheitsministeriums. Wie soll ich denn auch überhaupt eine Hotelrechnung überprüfen? Wer da wann genau wo gewesen ist?“, sagte Weigeldt. „Das ist doch wahnwitzig.“ Wer aus Risikogebieten nach Deutschland kommen, muss sich seit diesem Samstag bei der Einreise auf das Coronavirus testen lassen. Alternativ kann ein negatives Testergebnis vorgelegt werden, das nicht mehr als zwei Tage alt ist. Als Risikogebiete eingestuft sind die meisten Staaten der Erde, auch die USA oder Brasilien. In der EU hat das Robert-Koch-Institut Luxemburg, die belgische Region Antwerpen und einige Regionen Nordspaniens als Risikogebiet ausgewiesen, ebenso mehrere europäische Staaten außerhalb der EU. Auch die vier türkischen Küstenprovinzen, für die keine Reisewarnung des Auswärtigen Amts mehr gilt, sind weiterhin als Risikogebiete eingestuft.

CDU-Politiker kritisieren kostenlose Corona-Tests für Reiserückkehrer

In der CDU regt sich Kritik an den kostenlosen Pflichttests für Reisende, die aus Corona-Risikogebieten nach Deutschland zurückkehren. „Der Aufwand für selbst gewählte Risiken kann nicht ständig auf die Gesellschaft abgewälzt werden“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff dem „Spiegel“. Vorübergehend sei die Regelung richtig, „um die sofortige Inanspruchnahme durch die Reisenden zu sichern.“ Für eine dauerhafte Lösung müsse aber über Alternativen nachgedacht werden, „zum Beispiel, ob die Kosten für die Tests auf die entsprechenden Flugtickets umgelegt werden“.

Kosten für die Tests allen Deutschen gleichermaßen aufgedrückt ist inakzeptabel

Wer aus Risikogebieten nach Deutschland kommen, muss sich seit diesem Samstag bei der Einreise auf das Coronavirus testen lassen. Der Test ist für die Betroffenen bis zu drei Tage nach der Ankunft kostenlos. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Kostenfreiheit zuletzt noch einmal verteidigt. Noch deutlicher als Haseloff wurde der designierte Hamburger CDU-Landeschef Christoph Ploß. „Es ist nicht akzeptabel, dass die Kosten für die Tests allen Deutschen gleichermaßen aufgedrückt werden“, sagte Ploß dem „Spiegel“. Auch er begrüßte die Testpflicht, forderte aber: „Wer einen Test benötigt, sollte auch für ihn bezahlen.“ Kritik gab es es auch an der Forderung des CDU-Wirtschaftsrats, Reisen in Risikogebiete grundsätzlich zu verbieten. „Ich halte pauschale Reiseverbote für einen zu großen Eingriff in die persönlichen Freiheitsrechte der Bürger. Das gleiche Ziel erreichen wir auch durch eine strikte Testpflicht und konsequente Quarantäneregeln“, sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Carsten Linnemann, dem „Spiegel“. Für die Akzeptanz in der Bevölkerung sei es „auch weiterhin sehr wichtig, dass wir gut abwägen zwischen Infektionsschutz auf der einen Seite und der individuellen Freiheit auf der anderen Seite“, sagte der Unionsfraktionsvize.

AFP