14.07.2022, Rheinland-Pfalz, Altenahr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) spricht beim Besuch an der Ahr mit Bürgermeistern und Betroffenen der Flut. (dpa)
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Zum ersten Jahrestag der tödlichen Ahr-Flutkatastrophe besuchen an diesem Donnerstag die Spitzen des Staates das Flusstal im Norden von Rheinland-Pfalz. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will am Vormittag (11.00 Uhr) mit Betroffenen, Helfern und Kommunalpolitikern in den teilzerstörten Winzerdörfern Altenahr und Dernau sprechen. Dabei begleitet ihn die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD). Anschließend reist Steinmeier nach Euskirchen in Nordrhein-Westfalen, um an einem Gedenkgottesdienst (17.30 Uhr) für die dortigen Opfer teilzunehmen.
Bei der zentralen Gedenkveranstaltung des Ahrtals in Bad Neuenahr-Ahrweiler am Abend (17.30 Uhr) wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als Gast ohne Redebeitrag erwartet. Im Kurpark der stark flutgeschädigten Kreisstadt können sich bei dem öffentlichen Gedenken bis zu 2000 Menschen versammeln. Die Erinnerung an die Opfer soll laut der Landesregierung verbunden werden mit einem „sichtbaren Signal für den Zusammenhalt und den gemeinsamen Aufbruch“.
Keine Entschuldigung im Namen der Landesregierung
Geplant ist unter anderem eine Ansprache von Ministerpräsidentin Dreyer. Auch Worte von vier Flutopfern stehen auf dem Programm. Dreyer ordnete für Donnerstag in Rheinland-Pfalz Trauerbeflaggung für alle öffentlichen Gebäude an. Im Interview mit den ARD-„Tagesthemen“ sagte die Politikerin am Mittwochabend, sie sehe keine Veranlassung, sich im Namen der Landesregierung zu entschuldigen. „Das Ausmaß dieser Katastrophe konnte so niemand voraussehen.“ Zudem sei der Katastrophenschutz in Rheinland-Pfalz kommunal verortet. „Wir müssen der Frage nachgehen, warum der Katastrophenschutz nicht funktioniert hat, und was müssen wir vor allem tun für die Zukunft.“
In Nordrhein-Westfalen wollen Steinmeier und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in der Herz-Jesu-Kirche Euskirchen bei Bonn sprechen. Außerdem ist ein Austausch mit Angehörigen der Opfer geplant. Zu der Gedenkfeier werden auch Hilfsorganisationen und Kommunalvertreter der vom Hochwasser betroffenen Regionen erwartet.
Ergebnisse von U-Ausschuss sollen in einem Jahr stehen
Der neue Vorsitzende des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Hochwasserkatastrophe im NRW-Landtag, Sven Wolf (SPD), zeigte sich zuversichtlich, dass das Gremium in einem Jahr Ergebnisse vorlegen wird. „Die Menschen in den betroffenen Gebieten erwarten von uns zu Recht, dass wir die Arbeit nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag hinziehen“, sagte Wolf der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.
Bei dem Hochwasser nach extremem Starkregen am 14. und 15. Juli 2021 waren mindestens 135 Menschen im nördlichen Rheinland-Pfalz getötet worden - 134 im Ahrtal und ein Mann in der Eifel. Zwei Menschen werden noch vermisst. Mehr als 750 wurden verletzt. Auf rund 40 Kilometern an der Ahr wurden rund 9000 Gebäude sowie Straßen, Brücken, Schienen, Gas-, Strom- und Wasserleitungen zerstört oder schwer beschädigt. Im benachbarten Nordrhein-Westfalen starben bei der Flutkatastrophe 49 Menschen. Hier gab es ebenfalls schwere Zerstörungen. Auch das Leverkusener Klinikum musste geräumt werden.

dpa