14.04.2021, Berlin: Ein Schüler hält bei einem Probelauf mit Corona-Schnelltests an der Grundschule in der Köllnischen Heide in Berlin-Neukölln seinen negativen Test in die Kamera. (dpa)
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Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen wegen der Omikron-Variante wird die Präsenzpflicht an Berliner Schulen vorläufig ausgesetzt. Ab Dienstag können Eltern selbst entscheiden, ob ihr Kind die Schule besucht oder zu Hause an Aufgaben und Projekten arbeitet und lernt, wie Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) am Montag mitteilte. Das gelte zunächst bis Ende Februar. Der Präsenzunterricht bleibe aber die „Regelform“. „Sollten sich Eltern gegen die Präsenz ihres Kindes in der Schule entscheiden, muss das der Schule unmittelbar formlos schriftlich mitgeteilt werden.“
Mit der Entscheidung vollziehen die Bildungsverwaltung und der Senat einen Richtungswechsel. Zuletzt hatte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) immer betont, am Präsenzunterricht so lange wie irgendmöglich festhalten zu wollen. Dies sei aus bildungspolitischen wie auch aus sozialpolitischen Gründen wichtig.
Giffey begründete die neue Linie am Montag mit einer veränderten Lage. „Die Entscheidung, die wir getroffen haben, (...) basiert auf der Erklärung der Amtsärzte in den Gesundheitsämtern, dass sie eine Kontaktnachverfolgung in allen über 800 Schulen bei über 300.000 Schülerinnen und Schülern nicht mehr so nachvollziehen können“, sagte sie nach Bund-Länder-Beratungen zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie.
CDU: „Professionell ist das leider nicht“
„In diesem Moment, wo wir eine solche Situation haben, solche Fallzahlen haben, ist auf der einen Seite für uns wichtig, dass wir den Schulbetrieb aufrechterhalten, dass es ein Angebot weiter gibt.“ Gleichzeitig machten sich aber auch manche Eltern Sorgen und würden gerne selbst entscheiden, ob sie ihr Kind in die Schule schicken oder nicht. Das sei nunmehr ab Dienstag unkompliziert möglich.
Kritik kam aus der Opposition sowie vom Kinderhilfswerk Unicef. „Mit der Entscheidung übertragen Politik und Verwaltung die Verantwortung, ob Kinder zur Schule gehen, vollständig an die Eltern“, erklärte Unicef-Abteilungsleiter Sebastian Siedlmayr. „Das Versprechen, Schulen zuletzt zu schließen, droht damit unterlaufen zu werden.“ CDU-Fraktionschef Kai Wegner sagte, Senatorin Busse reagiere viel zu spät. „Professionell ist das leider nicht.“
Die Zahl der Corona-Infektionen war zuletzt wie überall auch an Berliner Schulen gestiegen. Deshalb hatte es von Verbänden oder aus der Elternschaft schon länger Forderungen gegeben, die Präsenzpflicht auszusetzen.

dpa