Archivbild. 15.12.2020, Berlin: Monika Grütters (CDU), Kulturstaatsministerin, spricht zur Vorstellung eines Konzeptes zur Errichtung eines Mahnmals für Opfer des Kommunismus im Tränenpalast. (dpa)
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Kulturstaatsministerin Monika Grütters sieht grundlegende Auswirkungen durch die anhaltende Diskussion um Kunstschätze aus der Kolonialzeit und mögliche Restitutionen, an denen auch die Politik nicht vorbeikomme. „Die Ethnologie ist in ihrer bisherigen Weltsicht durch die aktuelle Kolonialismusdebatte erschüttert worden“, sagte die CDU-Politikerin dem Magazin „Der Spiegel“.

„Dann sind es eben richtig viele“

Als Beispiel nannte Grütters jüngste Forschungen des Berliner Historikers Götz Aly zum Luf-Boot aus Papua-Neuguinea, das im Humboldt Forum ausgestellt werden soll. Als Aly dessen „zwielichtige Herkunft“ enthüllt habe, „mussten die Verantwortlichen sich natürlich fragen lassen: Habt ihr das nicht gewusst?“, sagte Grütters. „Deshalb ist es auch gut, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem schärferen Bewusstsein an diese Sammlungsbestände herangehen.“

Grütters sprach sich erneut für Restitutionen (Raubgut-Rückgaben) aus. „Das Unrecht darf nicht fortdauern.“ Auf die Frage, ob nicht „richtig viele“ Objekte in einem Unrechtskontext nach Deutschland gekommen und somit betroffen seien, antwortete sie: „Dann sind es eben richtig viele.“

Richtige „Balance“ bei der Restitutionsdiskussion wichtig

Zugleich sprach Grütters von einer „Balance“, die gefunden werden müsse. „Denn es gibt viele Objekte, die vom jeweiligen Herkunftsland gar nicht zurückgefordert werden. Es geht nicht immer um Fragen des Besitzes, sondern um eine angemessene Fürsorge für das Menschheitskulturerbe.“

Ein nächster wichtiger Termin im Zusammenhang mit der Debatte um Rückgaben steht am Dienstag (29. Juni) mit der Sitzung des Stiftungsrates der Stiftung Preußischer Kulturbesitz an, dem Grütters vorsitzt und in dem Bund und Länder vertreten sind. Dort soll es einen richtungsweisenden Beschluss zu den als Raubgut geltenden „Benin-Bronzen“ geben.

Allein das Ethnologische Museum der Stiftung verfügt über rund 500 historische Objekte aus dem damaligen Königreich Benin, darunter etwa 400 Bronzen. Die Objekte stammen größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897.

dpa