Interview mit Joachim Gauck (dpa)
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Alt-Bundespräsident Joachim Gauck mahnt zur Zusammenarbeit mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in der Flüchtlingspolitik.

„Wenn man auf diesem Gebiet die Erwartungen der Türkei an finanzielle Unterstützung erfüllt, wäre das gut“, sagte Gauck am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Wir sind in Europa in einer schwierigen Position, und wir brauchen eine gewisse Unterstützung von Erdoğan.“

Erdoğan erschwere angeblich die Hilfe für Flüchtlinge in den von der Türkei kontrollierten Teilen Nordsyriens, behauptete Gauck ohne nähere Begründung. Dennoch solle Europa nicht nur die zweifellos vorhandenen Konfliktpunkte benennen, sondern Wege der Kooperation suchen. Er habe großen Respekt vor der Aufnahmebereitschaft der Türkei.

Der 2016 geschlossene Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei sieht finanzielle Unterstützung für die Türkei zur Versorgung von Flüchtlingen vor. Im Gegenzug soll Ankara gegen irreguläre Migration vorgehen. Die Türkei beherbergt weltweit die meisten Flüchtlinge. Landesweit leben über 3,5 Millionen Geflüchtete. Die meisten davon stammen aus Syrien.

Mit Blick auf Differenzen zwischen Berlin und Ankara sagte Gauck: „Da gibt es ein deutliches Gefälle beim Verständnis von Staat, Demokratie und Politik zwischen der Bundeskanzlerin und dem türkischen Präsidenten.“ Gleichwohl sei Merkel erfahren im Umgang mit Menschen, die anders gestrickt seien als sie selbst.

„Sie ist bewährt im Aushalten von Positionen, die sie nicht teilt. Sie betreibt Politik auch nicht aus Kränkung heraus, sondern sie schaut: Was ist in dieser Situation mit diesem konkreten Gegenüber machbar?“

TRT Deutsch und Agenturen