Ozan Ceyhun, türkischer Botschafter (dpa)
Folgen

Der türkische Botschafter in Wien, Ozan Ceyhun, hat die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich gelobt. Auch in politischen und kulturellen Fragen erwarte er in Zukunft eine stärkere Kooperation beider Länder, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag.

„Es gibt große Fortschritte bei unseren Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, die auf einem guten Weg sind“, sagte der Botschafter in Wien. Das bilaterale Handelsvolumen zwischen beiden Staaten habe vergangenes Jahr bei 2,73 Milliarden Euro gelegen. Es sei hierbei ein großes Interesse österreichischer Investoren für die Türkei erkennbar: Laut Ceyhun betrugen diese Investitionen für den Zeitraum von 2002 bis 2020 etwa 10,63 Milliarden Euro.


„Aufgrund des Vertrauens, das die 250 österreichischen Unternehmen für die Zukunft der Türkei haben, werden neue Handels- und Wirtschaftsprojekte meiner Ansicht nach auch die politischen Beziehungen positiv beeinflussen“, ergänzte Ceyhun. In diesem Zusammenhang erinnerte er auch an den Rückversicherungsvertrag zwischen der Oesterreichischen Kontrollbank und der Türk Eximbank, der am 1. Februar unterzeichnet worden war. Dieser könne beispielsweise dazu beitragen, die türkisch-österreichische Kooperation in Afrika zu erleichtern.
Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den österreichischen und türkischen Gemeinden habe sich zuletzt auch in Bezug auf die Pandemie bemerkbar gemacht, sagte Ceyhun. Viele türkischstämmige Österreicher hätten einen großen Beitrag zur Bekämpfung des Coronavirus geleistet. „Besonders hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang Prof. Dr. Kamil Önder, den CEO von Procomcure Biotech mit Sitz in Thalgau“, sagte der Botschafter. Das Unternehmen stelle wöchentlich etwa eine Million Corona-Tests her, die auch mutierte Varianten des Virus erkennen sollen.
Stärkere Kooperation im Bereich der Kultur

Um die erfolgreichen Handelsbeziehungen auch auf andere Gebiete auszuweiten, habe sich Österreich für die Durchführung eines „Jahres des Wissenschafts-Dialogs“ mit der Türkei entschieden. 2022 soll dieses gemeinsame Projekt erstmals stattfinden. „Die ersten Kontakte für dieses Projekt führte ich in meinen ersten Monaten als Botschafter mit meinen österreichischen Ansprechpartnern“, sagt Ceyhun.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Österreich blicken laut dem Botschafter auf eine weitreichende Vergangenheit. Er hob in diesem Zusammenhang die türkischen Soldaten hervor, die im Ersten Weltkrieg in Galizien bei der Verteidigung Österreichs gefallen waren. In Gedenken an diese Soldaten könne ein Denkmal auf dem Stadtfriedhof Wien in Betracht gezogen werden.

Ceyhun unterstrich die Bemühungen um die Probleme und Bedürfnisse der türkischen Gemeinde in Österreich. „Wir arbeiten für ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen. In diesem Zusammenhang führen wir unsere Kooperation mit unseren österreichischen Ansprechpartnern ununterbrochen fort.“ Der steigende Rechtsextremismus und insbesondere die Islamfeindlichkeit bereiteten Sorgen für die Türkischstämmige Bevölkerung Österreichs, so Ceyhun. „Wir wissen, dass die europaweit steigende Anfeindung von Ausländern und Migranten sowie die Islamophobie sowohl in anderen EU-Ländern, als auch hier die türkische Gemeinde beunruhigen. Unsere Staatsangehörigen sollten wissen, dass wir mit unseren drei Generalkonsulaten in Österreich diese Entwicklungen verfolgen und eine Sensibilität diesem Thema gegenüber zeigen.“

TRT Deutsch