Symbolbild: Fläschchen mit dem russischen Impfstoff Sputnik V stehen auf einem Tisch. (dpa)
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Österreich verhandelt mit Russland über die Lieferung von Impfdosen des in der EU noch nicht zugelassenen russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V. Bundeskanzler Sebastian Kurz bestätigte die Verhandlungen. „Beim Impfstoff darf es keine geopolitischen Scheuklappen geben“, sagte er am Dienstag. „Das Einzige, was zählen darf, ist, ob der Impfstoff wirksam und sicher ist, nicht, woher er kommt.“ Russland begrüßte die Pläne.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit einen Antrag auf Zulassung von Sputnik V in der EU. Im April werden Experten der EMA in Russland zur Begutachtung der Produktion und Lagerung des Impfstoffs erwartet. Ungarn setzt das russische Präparat, das in mehr als 50 Ländern weltweit zugelassen ist, bereits auf Grundlage einer nationalen Genehmigung ein.
In Österreich geht es um insgesamt eine Million Dosen, von denen bereits im April 300.000 geliefert werden sollten. Eine Kaufentscheidung sei aber noch nicht getroffen worden, betonte das Kanzleramt. „Wenn Österreich eine Million Impfdosen zusätzlich bekommt, wäre eine frühere Rückkehr zur Normalität möglich, und wir können viele Menschenleben sowie Arbeitsplätze retten“, sagte Kurz.

Kurz habe die Drähte bei einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am 26. Februar gelegt, hieß es aus dem Kanzleramt. Seitdem liefen Verhandlungen mit dem Russian Direct Investment Fund (RDIF), der den Impfstoff international vertreibt. RDIF-Chef Kirill Dmitrijew hatte gesagt, dass Russland 100 Millionen Dosen Sputnik V für 50 Millionen Bürger in der EU zur Verfügung stellen könne. Auch die Slowakei hat bereits 200.000 Dosen erhalten, sie aber wegen der fehlenden Genehmigung noch nicht eingesetzt.

Geprüft würden zurzeit alle Möglichkeiten, um möglichst rasch an weitere Impfdosen zu kommen, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). „Klar ist: Jeder in Österreich eingesetzte Impfstoff muss wirksam und sicher sein“, fügte er hinzu.

Wie „Der Standard“ am Dienstag berichtete, warnt die EU-Kommission hingegen vor „Konsequenzen“. Eine Kommissionssprecherin habe erklärt, dass die Haftung im Falle einer Notfallzulassung nicht bei den Herstellern des Impfstoffes, sondern bei den Mitgliedstaaten liegen würde.

Das russische Außenministerium teilte in Moskau mit, die österreichischen Pläne zeigten, dass es nicht gelinge, Russland international zu isolieren. „Zusammenarbeit auf Grundlage gegenseitigen Nutzens und gegenseitiger Achtung - das ist die Devise russischer Politik in Aktion“, sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa.

TRT Deutsch und Agenturen