20. August 2021, London: Großbritanniens Außenminister Dominic Raab (dpa)
Folgen

Großbritanniens Außenminister Dominic Raab hat sich am Mittwoch im Unterhaus den Fragen britischer Parlamentarier zum gescheiterten Afghanistan-Einsatz gestellt. Während der rund zweistündigen Befragung wies der Minister an ihn gerichtete Schuldvorwürfe zurück und schob die Verantwortung für fehlerhafte Einschätzungen militärischen Sicherheitsinformationen zu. Diese hätten keinen derart schnellen Vormarsch der Taliban vorhergesagt, was „eindeutig“ falsch gewesen sei, so Raab.
Demnach ging Großbritannien unter Berufung auf die ihm vorliegenden Sicherheitsinformationen davon aus, dass Kabul im laufenden Jahr nicht an die Taliban fallen würde. „Und um es deutlich zu sagen: Diese Ansicht wurde von NATO-Partnern weitgehend geteilt“, teilte der Minister mit. Die Absicht der Taliban, die Kontrolle zu übernehmen, sei zwar bekannt gewesen. Der Westen habe jedoch die Fähigkeit der Gruppierung, die Macht derart schnell an sich zu reißen, unterschätzt. Stattdessen sei Großbritannien davon ausgegangen, dass sich die Lage nach dem Truppenabzug aus Afghanistan im August stetig verschlechtern würde. Aus diesen Fehlern müsse gelernt werden.
Der Außenminister steht seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan auch aufgrund seines Urlaubes auf der griechischen Insel Kreta während des Vormarsches der Gruppierung in der Kritik. Fragen zum genauen Zeitpunkt seines Urlaubes wich er am Mittwoch jedoch entschieden aus. „Am 11. August erklärten die USA, dass die Taliban wahrscheinlich das ganze Land einnehmen würden. Die einzige Frage war, wie lange dies dauern würde. Waren Sie zu diesem Zeitpunkt schon im Urlaub?“, fragte der Abgeordnete Chris Bryant. Der Minister antwortete, er hätte auf diese Fragen schon mehrfach geantwortet. Im Nachhinein könne er jetzt sagen, dass er diesen Urlaub nicht angetreten hätte, wenn er die Situation vorausgehen hätte.




TRT Deutsch