Touristen versammeln sich im Immigrationsbüro in Bangkok, um ihr Visum zu verlängern. (dpa)
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Wegen der Corona-Krise ist es in einigen Ländern vereinzelt zu Diskriminierungen oder sogar Gewalt gegen Deutsche gekommen. „Es gab einige Anfeindungen in manchen Ländern, in denen kursierte, dass das Virus von Europäern eingeschleppt worden sei. Es gab auch tätliche Angriffe“, sagte der Krisenbeauftragte des Auswärtigen Amts, Frank Hartmann, am Freitag. „Das sind aber Einzelfälle. Die große Sorge, dass ein anti-europäischer Rassismus in der Krise entstehen könnte, die sehe ich nicht.“
Wo die Fälle aufgetreten sind, sagte Hartmann nicht. Aus Indien, Kamerun und Argentinien sind aber entsprechende Berichte von Reisenden bekannt. Die deutsche Botschaft in Kamerun warnte die Deutschen, die sich in dem westafrikanischen Land aufhalten, bereits letzte Woche in einer Rundmail vor Übergriffen. „Informationen, Halbinformationen, Wahrheiten und Gerüchte werden in allen Medien derzeit verbreitet und schüren auch rassistische Ressentiments innerhalb der Bevölkerung, die die Sicherheit unserer Landsleute beeinträchtigen“, hieß es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Europa ist zurzeit das Epizentrum der Corona-Pandemie, Deutschland zählt zu den Ländern mit den meisten Infektionen. Die Afrikanistin an der Universität Hamburg, Raija Kramer, die mit einer kleinen Forschergruppe in Kameruns Hauptstadt Jaunde festsitzt und auf einen Rückflug wartet, verlässt nach einer Anfeindung ihr Hotel nicht mehr. „Uns wurde ‚Virus, Virus‘ hinterhergerufen und gesagt, dass man wegen uns in Kamerun nicht mehr atmen kann“, sagte sie der dpa. Solche Beschimpfungen kämen zwar nur von einem Teil der Kameruner, aber trotzdem: „Es ist tatsächlich bedrohlich. Die Leute haben Angst, sie sehen, was in Europa los ist.“
Auch aus Indien berichten Reisende, dass sie mit „Corona, Corona“-Rufen beschimpft worden seien. Andere erzählen, sie seien wegen ihrer Staatsbürgerschaft von Hotels abgewiesen worden. Indien zählte zu den ersten Ländern, das fast allen Ausländern die Einreise wegen der Corona-Krise verbot. Inzwischen gilt dort eine Ausgangssperre.
Aus der Provinz Salta im Nordwesten von Argentinien berichteten Deutsche, sie seien beschimpft worden und ihnen sei der Kauf von Lebensmitteln und Wasser verweigert worden. Sie seien auch von der Polizei gestoppt worden und hätten sich einem Gesundheitscheck unterziehen müssen.
Touristen von Hotels in Vietnam abgewiesen
Die Angst vor einer neuen Ausbreitung des Coronavirus bekommen Touristen auch in Vietnam deutlich zu spüren. Nach rund drei Wochen, in denen keine weiteren Infektionen in dem südostasiatischen Land vermeldet worden waren, werden 60 jüngst dazugekommene Fälle maßgeblich auf Ausländer oder Vietnamesen zurückgeführt, die kürzlich aus dem Ausland zurückkehrten.
Lokalen Medien zufolge wurden in den vergangenen Tagen Touristen, die bereits Zimmer gebucht hatten, von Hotels abgewiesen. Andere Unterkünfte nahmen demnach gar keine Buchungen mehr von Ausländern an. Sie haben Angst, der Gast könnte die vom Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 einschleppen, was der Unterkunft eine Quarantäne und finanzielle Einbußen bescheren würde. Den vietnamesischen Medien zufolge ist die Diskriminierung von Touristen nun weit verbreitet, aber besonders auffällig in touristisch beliebten Orten wie Sapa oder Hoi An.
„Wir nehmen keine ausländischen Kunden an. Wir bedienen nur noch Vietnamesen“, sagte auch die Mitarbeiterin eines Nagelstudios in Hanoi der dpa. Auch Reisende berichteten der dpa von Diskriminierungen und sogar regelrechten Angriffen. Von Cafés am Straßenrand, die mit Menütafeln auf Englisch um Kundschaft warben, sei er weggejagt worden, erzählte der US-Amerikaner Robert Ackley. „Sogar kleinen Kindern scheint man beizubringen, in der Nähe von Ausländern den Mund zu bedecken, selbst wenn sie nur vorbeifahren“, sagte er. Kinder riefen den Touristen „Corona“ hinterher.


dpa