Rassismus in Merscheid: Schwarzer im Lidl-Markt des Diebstahls beschuldigt (Symbolbild) (dpa)
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In einem Supermarkt im nordrhein-westfälischen Merscheid ist ein schwarzer Mann zu Unrecht beschuldigt worden, einer Frau das Portemonnaie gestohlen zu haben. Nach eigenen Angaben stand der Mann an der Kasse im Lidl-Markt, als plötzlich eine Frau aufschrie. Sie habe ihn daraufhin des Diebstahls bezichtigt – völlig grundlos. Udeze Nwokobia habe vermutet, die Wahl sei auf ihn gefallen, weil er der einzige Schwarze im Geschäft war, berichtete er dem „Solinger Tageblatt“ am Donnerstag.

Die Mitarbeiter des Lidl-Marktes reagierten demnach schnell und riefen die Polizei. Obwohl ihm die Situation „furchtbar peinlich“ gewesen sei, habe der junge Mann dennoch kooperiert. Kunden hätten abfällige Kommentare über „kriminelle Ausländer“ von sich gegeben – doch er habe die Sache aus der Welt schaffen wollen. Die Polizeibeamten hätten die Personalien des Informatikstudenten aufgenommen, seine Taschen durchsucht – und nichts gefunden. Nach Nwokobias Schilderung hat sich daraufhin keiner der Beteiligten für die falsche Verdächtigung entschuldigt.

Die Polizei soll sich sogar geweigert haben, eine Gegenanzeige aufzunehmen. Die Frau habe wegen des verlorenen Portemonnaies jetzt größere Probleme, so die Polizisten. Später zeigte der 28-Jährige die Frau an. Die Ermittlungen laufen.

Von „Racial Profiling“ könne im vorliegenden Fall keine Rede sein, sagte Polizeisprecher Stefan Weitkämper. Die Kontrolle habe „einerseits dazu gedient, mögliche Beweismittel bei dem Beschuldigten aufzufinden, andererseits auch, um ihn zu entlasten, wenn keine Beweismittel festgestellt werden“. Warum die Polizeibeamten die Anzeige seitens Udeze Nwokobia anschließend nicht aufgenommen haben, werde „in einer Befragung aufgearbeitet“.

Der junge Mann habe sich auch beim Lidl-Kundenmanagement über den Vorfall beschwert. Erst Wochen später soll sich das Unternehmen per E-Mail mit einem knappen Vierzeiler für die Unannehmlichkeiten entschuldigt haben.



TRT Deutsch