Fluthilfe der Bundeswehr im Ahrtal: General „privilegiert“ behandelt (dpa)
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Im Ahrtal soll „Spiegel“-Recherchen zufolge ein General der Bundeswehr, der ein Haus im Katastrophengebiet besitzt, bei der Fluthilfe von der eigenen Truppe bevorzugt behandelt worden sein. Die Bundeswehr hat deshalb gegen den Zweisternegeneral interne Ermittlungen eingeleitet. Auch stehe der verantwortliche Kommandeur der eingesetzten Hilfseinheiten im Visier der Untersuchung.

Interne Ermittlungen und Befragungen der damals tätigen Soldaten hätten den Verdacht einer Begünstigung erhärtet. Ein Oberstleutnant habe offenbar die VIP-Behandlung befohlen. Damit habe er seinem Vorgesetzten einen Gefallen tun wollen. Er sei dem General direkt unterstellt und habe die Hilfseinsatz in Bad Neuenahr-Ahrweiler geleitet.

General hätte bevorzugte Behandlung ablehnen müssen

Generalmajor Werner Sczesny habe zwar nicht direkt um Fluthilfe durch seine Untergebenen gebeten. Er hätte aber Militärkreisen zufolge die offensichtliche Vorzugsbehandlung ablehnen müssen. Daher ermittle die Bundeswehr nun auch gegen den General.

Die internen Ermittlungen stehen nun kurz vor dem Abschluss. Wie es in dem Fall weitergehen soll, muss nun die neue Verteidigungsministerin Christine Lambrecht entscheiden. Wenn gegen Bundeswehrgeneräle ermittelt werde, sei die Leitung des Ministeriums immer mit eingebunden. Soldaten hatten den Auftrag, im Haus des 61-jährigen Zweisternegenerals den Estrichboden herauszustemmen und abzutransportieren. Dabei sei sein Haus schon weitgehend von Schlamm und Schutt befreiten gewesen.

Wehrbeauftragte des Bundestags wurde im August informiert

Ein Soldat habe sich darob im August an die Wehrbeauftragte des Bundestags gewandt. Der Hauptbootsmann war damals bei der Fluthilfe im Ahrtal im Einsatz gewesen. Gemeinsam mit vier weiteren Soldaten habe er am 22. Juli 2021 von seinem Kommandeur die Order bekommen, sich gezielt zum Wohnhaus von Generalmajor Werner Sczesny in Bad Neuenahr-Ahrweiler zu begeben.

Dabei hätten die Soldaten schon bei ihrer Ankunft verblüfft festgestellt, dass in der ganzen Straße trotz massiver Zerstörungen keine der „helfenden Hände“ der Bundeswehr aktiv waren. Laut Angaben des Soldaten sei aus seiner Sicht der General „privilegiert“ behandelt worden. Dem General sei „deutlich umfangreichere Hilfe“ gewährt worden. Dies habe den „Beigeschmack einer gewissen Günstlingswirtschaft“.

Auch weitere Angehörige der Truppe und leitende Beamte des Ministeriums sollen Bundeswehrkreisen zufolge bei der Fluthilfe bevorzugt worden sein sollen. Im Sommer 2021 hatte die Bundeswehr zeitweise mehr als 2000 Soldaten in den Flutgebieten im Einsatz. Sie sollten bei der Räumung von Straßen und Errichtung mobiler Brücken helfen.

TRT Deutsch