NATO-Fahne mit Fahnen der Mitgliedsstaaten.  (AA)
Folgen

In der Bundeswehr sind neun Infizierungen mit der neuartigen Lungenkrankheit aus China gemeldet worden. Außerdem gebe es 45 „begründete Verdachtsfälle“, wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ am Mittwoch unter Berufung auf einen Pressesprecher der Bundeswehr berichtet.

Zu den Verdachtsfällen werde auch Generalleutnant Alfons Mais gezählt, der Inspekteur des Heeres. Er befindet sich in häuslicher Isolation. Ausgerechnet bei einem NATO-Treffen infizierte sich der Generalleutnant womöglich mit dem Virus.

Am vergangenen Freitag fand in der Stadt Wiesbaden ein großangesetztes Treffen der NATO-Landstreitkräfte statt. Neben der deutschen Vertretung waren insgesamt 24 hochrangige Offiziere und Generäle aus 18 Staaten anwesend.

Als erstes meldete der Heeres-Stabschef von Italien, General Salvatore Farina, seine Erkrankung mit der Lungenkrankheit Covid-19. Die Meldung wurde zwei Tage nach der Konferenz publik.

Am Dienstag erklärte schließlich das Verteidigungsministerium Polens, dass einer von Polens Spitzengenerälen der Streitkräfte, Jaroslaw Mika, nach seiner Rückkehr von einer Militärkonferenz in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Er hatte ebenfalls an der Konferenz in Wiesbaden teilgenommen.

Angaben zur Folge wurden auch der Kommandeur der U.S. Army Europe, Generalleutnant Christopher Cavoli, sowie Mitglieder seines Stabs aus Vorsorge in die Isolation verlegt.

Auch andernorts scheint das Coronavirus die Bundeswehr zu belasten. Nach der Meldung von drei Infizierten entschied die Bundeswehr, den Lehrbetrieb ihrer Führungsakademie in Hamburg vorerst abzusagen.

Bundeswehr stellt 1200 Plätze für Corona-Infizierte bereit

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr bereitet derweil zusätzliche Maßnahmen im Kampf gegen das neuartige Virus vor, teilte der Sanitätsdienst am Freitag mit. Für eine isolierte Unterbringung von Soldaten, bei denen der Verdacht einer Infektion bestehe, stünden dann mehr als 1200 Plätze bereit. Bisher sei ein Soldat infiziert.

Die fünf Bundeswehrkrankenhäuser seien darauf vorbereitet, mit Sars-CoV-2 infizierte Patienten nach gültigen Richtlinien in Einzelisolierung behandeln zu können. Zusätzlich stelle jedes der Bundeswehrkrankenhäuser Plätze für intensivpflichtige Covid-19-Erkrankte bereit, hieß es weiter.

„Wir stehen vor folgenden Herausforderungen: Es muss offen, ehrlich, zentral und verständlich über das Virus informiert werden. Das ist die entscheidende Grundlage dafür, dass gerade jetzt im Winter nicht jeder eigene Husten oder die laufende Nase in der Familie zu Angst und Unsicherheit führt“, erklärte Oberstarzt Thomas Harbaum, für die Präventivmedizin in der Bundeswehr zuständig. „Gleichzeitig gilt es, unsere Vorbereitungen auf eine Epidemie jetzt zu nutzen und alle Maßnahmen umzusetzen, die einer Ausbreitung im Inland und in unseren Einsatzgebieten so weit wie möglich vorbeugen.“

Das Sanitätswesen der Bundeswehr ist zunächst für die Versorgung der rund 184.000 Soldaten zuständig. Wenn zivile Stellen Unterstützung anfordern, wird das im Einzelfall geprüft.

Irak-Mission gestoppt

Die Bundeswehr hat ihre gerade erst wieder aufgenommene Ausbildungsmission im Zentralirak als Vorbeugung gegen das neuartige Coronavirus für 14 Tage ausgesetzt. Die Entscheidung habe der Kommandeur der Anti-IS-Koalition („Operation Inherent Resolve“) getroffen, sagte ein Sprecher am Montag.

Damit ruht der Ausbildungsbetrieb im Militärkomplex Tadschi bei Bagdad seit Sonntag, während Ausbildungen im nordirakischen Erbil weitergehen. Einen Verdachtsfall wegen möglicher Infektionen deutscher Soldaten oder ihrer Kontaktleute im Zentralirak gibt es demnach aber nicht. Die Ausbildung im Zentralirak war bereits im Januar in Folge der Spannungen zwischen den USA und dem Iran ausgesetzt worden.

TRT Deutsch und Agenturen