Zur Unterstützung von Ländern und Kommunen setzt die Bundeswehr in der Corona-Krise 15.000 Soldaten ein. Volle Einsatzbereitschaft solle in der kommenden Woche hergestellt sein, sagte Generalleutnant Martin Schelleis, der den Unterstützungseinsatz koordiniert und führt, am Freitag in einer telefonischen Pressekonferenz.
Es werde vier regionale Führungsstäbe geben. Auf eventuelle Lageverschärfungen sei das Militär vorbereitet. Bis Freitagmorgen seien 200 Anträge auf Amtshilfe eingegangen, ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vortag. Schelleis ist der Inspekteur der sogenannten Streitkräftebasis und damit Nationaler Territorialer Befehlshaber der Bundeswehr. Gefragt sei vor allem Hilfe aus dem Sanitätswesen. Er nannte aber auch sichere Lagerflächen für medizinische Güter, Unterkünfte für die Polizei, Fachkompetenz für ein mobiles Krankenhaus, mobile Rettungsstationen und Teststationen.
„Obwohl wir nur begrenzte Kapazitäten haben, wird das immer wieder nachgefragt. Man muss wissen, weniger als ein Prozent des medizinischen Personals in Deutschland sind in der Bundeswehr. Und die fünf Bundeswehrkrankenhäuser sind zu 80 Prozent mit zivilen Patienten belegt“, sagt Schelleis. „Wo es um zupackende Arbeit geht, sind unsere Ressourcen nicht so beschränkt.“
Die Corona-Pandemie löst auch in Berlin große Sorge aus. Wissenschaftler arbeiteten in Rahmen einer Regierungsstudie mehrere Szenarien zur möglichen Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland aus. Dabei kamen sie zum Ergebnis, dass im schlimmsten Fall bis zu 58 Millionen Menschen infiziert werden könnten. Bundesweit könnten bis zu eine Million Menschen sterben.
Bei einem milderen Szenario zeichnen die Wissenschaftler laut „Spiegel“ ein Modell, wonach viel weniger Todesopfer zu verzeichnen wären. Etwa 12.000 Menschen würden bundesweit aufgrund des Coronavirus sterben, es gäbe insgesamt eine Million Infizierte.
6000 Soldaten zur „Unterstützung der Bevölkerung“
Der Plan der Bundeswehr beschreibt nach einem „Spiegel“-Bericht detailliert, für welche Aufgaben sich Einheiten bereit machen sollen. Vorgesehen seien 5500 Soldaten für „Absicherung/Schutz“, 6000 für „Unterstützung der Bevölkerung“, 600 Feldjäger für „Ordnungs-/Verkehrsdienst“. Zudem 18 Dekontaminationsgruppen mit etwa 250 Soldaten der Kampfstoff-Abwehr für Desinfektionsaufgaben und 2500 Logistiksoldaten mit 500 Lastwagen für „Lagerung, Transport, Umschlag“.
Die vier regionalen Führungsstäbe sind demnach jeweils für die Hilfe in mehreren Bundesländern zuständig. Sie verteilen sich auf die drei Teilstreitkräfte: das Luftwaffen-Kommando (Berlin) für die Hauptstadt und das Land Brandenburg, das Marinekommando (Rostock) für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, die 1. Panzerdivision (Oldenburg) für Nordrhein-Westfalen, Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, die 10. Panzerdivision (Veitshöchheim in Bayern) für die südlicheren Bundesländer. Bei dem zitierten Einsatzplan handelt es sich noch um ein Planungsdokument, an dem es noch Änderungen geben kann.
Bundeswehr soll auch Frankreich helfen
Wegen der Corona-Krise ersuchte Paris in Deutschland nach Medienberichten um schnelle Hilfe der Bundeswehr. Die Regierung in Paris habe in den vergangenen Tagen über militärische und diplomatische Kanäle bei der Bundesregierung angefragt, ob die Bundeswehr wegen der Notlage im Nachbarland schnell aushelfen könne. Das Verteidigungsministerium in Berlin sagte dazu auf Anfrage, ein offizieller Antrag liege nicht vor.
Dringend benötigt würden laut dem französischen Ersuchen Helikopter zur Verlegung von Corona-Patienten aus besonders betroffenen Regionen in andere Landesteile, heißt es in dem Bericht. Zudem könnte die Bundeswehr bei der Versorgung von Covid-19-Patienten helfen, die derzeit das französische Gesundheitssystem an seine Kapazitätsgrenzen bringen - offenkundig sind also Plätze zur medizinischen Behandlung angefragt. Paris schwebe aber auch ein Einsatz von Einheiten der deutsch-französischen Brigade vor.
27 März 2020
TRT Deutsch und Agenturen
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