Infolge der Coronavirus-Pandemie ist die staatlich organisierte Aufnahme von Flüchtlingen aus Krisenregionen und anderen Ländern durch EU-Staaten am Donnerstag komplett ausgesetzt worden. Die Umsiedlung unter den EU-Programmen finde derzeit nicht statt, hieß es aus der EU-Kommission.
Zuvor hatte Deutschland bereits mitgeteilt, die humanitäre Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Ausland angesichts von Covid-19 bis auf weiteres auszusetzen. Die Internationale Organisation für Migration und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hätten ebenfalls schon die Aufnahmeprogramme für Geflüchtete pausiert.
Bei Umsiedlungs- oder „Resettlement“-Programmen werden Schutzbedürftige direkt aus ihren Herkunftsregionen nach Europa geholt. Die Aufnahmeländer können so schon von vornherein Menschen aussuchen, die sie für schutzbedürftig halten. Asylbewerber wiederum können die oft gefahrvolle Reise auf eigene Faust vermeiden.
Die Vorbereitungen zur Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln liefen jedoch weiter, hieß es aus der EU-Kommission. Allerdings sei es wahrscheinlich, dass die Corona-Krise Auswirkungen auf den Zeitplan haben werde.
Zuvor, am Mittwoch, erklärten sich die Bundesrepublik und Frankreich bereit, die Finanzmittel der EU zur Unterstützung der Türkei in der Flüchtlingskrise aufzustocken. Bundeskanzlerin Merkel unterstrich, dass alle Beteiligten am Flüchtlingsabkommen festhalten wollen.
UNHCR äußert Kritik
Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Filippo Grandi, rief die Weltgemeinschaft unterdessen dazu auf, das Asylrecht im Kampf gegen Covid-19 nicht auszusetzen. „Kriege und Verfolgung haben nicht aufgehört“, sagte er am Donnerstag. Er sei zunehmend über Maßnahmen einiger Länder besorgt, die das Recht auf Asyl aushebeln könnten. Einen solchen Beschluss hatte Griechenland kürzlich gefasst.
Grandi machte deutlich, dass jedes Land seine Grenzen in Zeiten dieser einmaligen Krise regeln müsse wie es dies für angemessen halte. Diese Maßnahmen sollten jedoch nicht dazu führen, dass der Weg zum Asyl verschlossen werde oder Menschen gezwungen würden, in gefährliche Situationen zurückzukehren.
Im Falle von Gesundheitsrisiken gebe es Lösungen, etwa Gesundheitschecks oder Quarantäne. „Lasst uns in diesen herausfordernden Zeiten nicht jene vergessen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen“, so Grandi.
20 März 2020
Wegen Corona-Krise: EU stoppt alle Umsiedlungsprogramme für Flüchtlinge
Die Europäische Union hat alle Programme zur Flüchtlingsaufnahme eingestellt. Die Entscheidung sei auf die anhaltende Corona-Krise zurückzuführen – Kritik kommt vom UN-Flüchtlingswerk. Zuvor wurde mehr Unterstützung für die Türkei beschlossen.
TRT Deutsch und Agenturen
Ähnliche Nachrichten
Zugunfall in Griechenland: Mitsotakis bittet Opfer-Angehörige um Verzeihung
Griechenlands Regierungschef Mitsotakis hat die Angehörigen der Opfer des schweren Zugunglücks um Entschuldigung gebeten. So ein Unglück dürfe im Jahr 2023 nicht passieren. Zuvor hatten erneut Tausende Menschen gegen Versäumnisse protestiert.
Zugunglück in Griechenland: Kritik am staatlichen Eisenbahnunternehmen
Nach dem schweren Zugunglück in Griechenland hagelt es heftige Kritik. Insbesondere das staatliche Eisenbahnunternehmen OSE steht im Mittelpunkt. Eisenbahngewerkschaftler hätten längst vor Unfällen gewarnt, heißt es in Medienberichten.
Selbe Kategorie
160 Milliarden Euro: Wohlstandsverlust in Deutschland durch Ukraine-Krieg
Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums führten die Energiekrise und der Ukraine-Krieg zu beträchtlichen wirtschaftlichen Einbußen in Deutschland. Der Linken-Politiker Cézanne kritisierte die unzureichenden Maßnahmen der Bundesregierung.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.