STRATCOM Summit 2021 (AA)
Folgen

Mit der politischen Stabilisierung der Türkei unter Führung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan werden die Ergebnisse in vielen Bereichen immer greifbarer – von der Außenpolitik bis zu Investitionen im Gesundheitswesen, von der Etablierung einer heimischen Verteidigungsindustrie bis hin zum Aufbau einer eigenen Explorationsstruktur für Brennstoffe. Zwar kommt es aufgrund globaler Entwicklungen, beispielsweise der Covid-19-Epidemie, zu wiederholten Belastungsproben für die türkische Wirtschaft, doch ist es dem Land dennoch gelungen, den eingeschlagenen Weg mit starkem politischem Willen fortzusetzen und diesem neue Ziele hinzuzufügen. Einer der wichtigen Bausteine dabei ist die begriffliche Aufarbeitung der erarbeiteten Konzeptionen für die Öffentlichkeit.

Die Bedeutung strategischer Kommunikation

Jüngstes Beispiel für die Vielfalt der konzeptionellen Inhalte, deren Infrastruktur und Organisation vom Präsidialen Amt für Kommunikation bereitgestellt werden, ist das vorgelegte Konzept hinsichtlich der strategischen Kommunikation der Türkei. Es ist unübersehbar, dass dieses im Dezember 2021 der türkischen Öffentlichkeit vorgestellte Konzept einer strategischen Kommunikation zu den herausragenden Themen mit breiter Aufmerksamkeit gehört. In Anbetracht des Wirkungskreises und des historischen Hintergrunds des Konzepts ist anzumerken, dass dieses auch real gesehen eine Premiere für die Türkei darstellt. Das Konzept der strategischen Kommunikation, das in der Türkei üblicherweise in einem überschaubaren akademischen Kontext Beachtung fand, wurde dabei nur mit immer gleichen Beispielen diskutiert, was letztlich einem Teufelskreis gleichkam.

Mit dem Dezember 2021 vollzog sich in der Türkei eine Dynamik, die das Bewusstsein für dieses neue Konzept schärfen sollte. Die unter der Regie der präsidialen Kommunikationsdirektion organisierten nationalen und internationalen Veranstaltungen rückten das Konzept der strategischen Kommunikation erstmals in der Türkei umfassend in den Vordergrund. Auch öffentliche und humanitäre Diplomatie, Soft-, Hard- und Smart-Power sowie das Markenbranding einer Nation, die 360-Grad-Kommunikation, Kampagnenmanagement, Krisenkommunikation, Krisenmanagement, Risikokommunikation, Fake News, die Gefahr des digitalen Faschismus, der Kampf um Wahrheit, Informationskriege und der Kampf gegen Desinformation fanden durch die Veranstaltungen eine breitere Aufmerksamkeit auf der öffentlichen Agenda. In diesem Sinne haben die Veranstaltungen im Dezember wichtige Maßstäbe gesetzt.

Drei separate Veranstaltungen

Die erste der Veranstaltung in diesem Bereich fand am 11. und 12. Dezember im Kongresszentrum Istanbul Haliç unter dem Titel International Strategic Communication Summit (Stratcom Summit '21) statt. Während des zweitägigen Gipfels hatten 121 Redner aus 23 verschiedenen Staaten sowie mehr als 3.000 Gäste die Gelegenheit, auf zwei separaten Bühnen zusammenzukommen. In den Sitzungen, die in einem sehr lebendigen, vielstimmigen und hochgradig interaktiven Umfeld abgehalten wurden, wurden allen voran die Konzepte der strategischen Kommunikation und die aktuellen Informationskriege zusammen mit zahlreichen anderen Unterthemen aus verschiedenen Kontexten diskutiert.

Die zweite Veranstaltung fand am 24. Dezember statt. Unter dem Titel „Strategische Evaluierung für den Zeitraum 2020–2021 und Vision-Workshop für die Jahre 2022–2023“ sowie einem Kapazitätsaufbau- und Perspektiven-Workshop, der im Wow Hotel in Istanbul von der präsidialen Direktion für Kommunikation organisiert wurde, teilte die Direktion ihre Zukunftsvision für die strategische Kommunikation mit der Öffentlichkeit.

Die dritte wichtige Veranstaltung in diesem Zusammenhang war der am 26. Dezember in Istanbul abgehaltene nationale Workshop zur Verabschiedung eines strategischen Politik-Papiers für Kommunikationspolitik. Im Rahmen des Workshops wurden mittels Brainstormings verschiedene Dokumente für die Erstellung des Nationalen Strategiepapiers für Kommunikationspolitik verfasst.

Strategischer Ansatz der präsidialen Direktion für Kommunikation

Wichtigste Voraussetzung des strategischen Kommunikationskonzepts der Türkei war zweifelsohne die Gründung der Direktion für Kommunikation im Juli 2018. Mit dem Wechsel zum Präsidialregierungssystem nach den Parlamentswahlen 2018 erfolgte die Gründung einer Einheit für die Steuerung der Kommunikation durch Präsident Recep Tayyip Erdoğan und ging der Öffnung des erforderlichen Raums auf staatlicher Ebene einher, um den Erfordernissen der Kommunikation in der Türkei als ein Bereich mit hohem strategischem Wert Rechnung zu tragen. Von Präsident Erdoğan zum Direktor dieser Abteilung ernannt, hat Prof. Dr. Fahrettin Altun den nationalen und internationalen Stellenwert der Kommunikation für die Türkei von einem Status des „kann man“ zum Status des „muss“ aufgewertet. Die in diesem Zusammenhang erfolgte Einrichtung der Abteilung Strategische Kommunikation und Krisenmanagement im September 2020 stellte unter den eingeleiteten Maßnahmen einen wegweisenden Schritt der Bestrebungen dar, die im Dezember 2021 in das Konzept einer strategischen Kommunikation überführt wurden.

Der starke Fokus, den Altun in seinen Reden auf den Diskurs „Türkei als Marke und das türkische Kommunikationsmodell im Rahmen der Prinzipien von Gerechtigkeit und Wahrheit“ legt, zeigt, dass dieser durchgestaltete und kommunikationsorientierte Ansatz, der das Konzept der strategischen Kommunikation ausmacht, zu den bestimmenden Faktoren des bevorstehenden Prozesses gehören wird. Diesbezüglich äußerte sich Altun wie folgt: „Wir werden alle technologischen Möglichkeiten und Werkzeuge in den Bereichen öffentliche Diplomatie, nationale und internationale Beziehungen, Öffentlichkeitsarbeit, strategische Kommunikation und Krisenmanagement nutzen. Mit einem 360-Grad-Ansatz werden wir uns bemühen, die Marke Türkei zu stärken, sie in der Welt zu etablieren und zu aktivieren.“ Damit weist er auf den Weg, den die Türkei zurückgelegt hat und auf die neuen Ziele, die sie sich gesetzt hat.

Das Konzept des türkischen Kommunikationsmodells ist insofern bemerkenswert, als dass es einen Türkei-zentrierten Grundansatz beinhaltet, der uns unter der Führung von Präsident Erdoğan in vielen anderen Bereichen ebenfalls begegnet. Um es mit Altuns Worten auszudrücken, ist es ersichtlich, dass dieser Ansatz Präsident Recep Tayyip Erdoğans der „menschenorientierten Perspektive“, „seinem Gerechtigkeitssinn und dem Bemühen, Herzen zu gewinnen und dabei nicht vom Weg der Wahrheit abzuweichen“ und seiner Vision „immer voranzuschreiten“ folgt. Der Ansatz des türkischen Kommunikationsmodells bezieht seinen Geist aus eben diesen Grundprinzipien.

Die Einbeziehung der Kommunikation in einem Kontext, wo kulturell-kommerzielle Inhalte im Allgemeinen von West nach Ost fließen, hat das Potenzial, positive Ergebnisse zu erzielen, beispielsweise eine bessere Verteidigung der nationalen Interessen der Türkei und einen Austauschs des Landes mit selbstproduzierten kulturell-ökonomischen Inhalten über die Medien mit anderen Gesellschaften zu gewährleisten. In diesem Sinne gewinnt Altuns Ansatz für ein türkisches Kommunikationsmodell mit dem Ziel, „die ganze Welt mit genauen, zuverlässigen, zeitnahen und starken Inhalten zu versorgen“ strategischen Wert.

Theorie auf der einen, Praxis auf der anderen Seite

Tatsächlich gab es noch bevor der Begriff der strategischen Kommunikation derart umfassend behandelt und ins öffentliche Bewusstsein gerückt wurde, schon Aktivitäten in diesem Bereich. Deshalb sei an dieser Stelle auf die Reden des Kommunikationsdirektors Prof. Dr. Fahrettin Altun im Dezember verwiesen, um an einige Beispiele zu erinnern.

So wurde vor den Besuchen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan in den afrikanischen Ländern Angola, Togo und Nigeria zwischen dem 17. und 20. Oktober 2021 eine bemerkenswerte Kommunikationsstrategie zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit in diesen Ländern umgesetzt. In diesem Zusammenhang wurden Billboards mit Fotos von Präsident Erdoğan mit seinen typischen Leitsprüchen wie „Die Welt ist größer als fünf“ einige Tage bevor er diese Länder besuchte bestückt und der Öffentlichkeit präsentiert. Auch Werbung für das von Präsident Erdogan 2021 verfasste Buch „Eine gerechtere Welt ist möglich“ ergänzte diese Anzeigen, die auf Englisch, Französisch und Portugiesisch veröffentlicht wurden.

Bei der Aufbereitung des Inhalts wurden ausschließlich Fotos von Präsident Erdoğan mit den Staats- und Regierungschefs der jeweiligen Staaten verwendet, und es wurde darauf geachtet, nicht das präsidiale Logo oder das der Kommunikationsdirektion bzw. einer anderen Institution zu verwenden. Wie Kommunikationsdirektor Altun betonte, haben diese Kampagnen, die nach den Grundsätzen der strategischen Kommunikation umgesetzt wurden, die gewünschte Wirkung bei der Zielgruppe erlangt und gleichzeitig die Botschaft der Türkei an die Gesellschaften in diesen Ländern als Teil der öffentlichen Diplomatie übermittelt. Dass sich Kreise, die sich vom türkischen Engagement in Afrika gestört fühlen, in ihren eigenen Veröffentlichungen kritisch mit diesen Anzeigen auseinandersetzen, untermauert demnach die ausgegebene These der Türkei.

Das Medienforum des Rates Türkischer Staaten, das vom 22. bis 24. Oktober 2021 von der Präsidialen Direktion für Kommunikation in Istanbul abgehalten wurde, förderte nicht nur die kulturelle Kommunikation und den Informationsaustausch zwischen den Mitgliedsländern, sondern brachte auch strategische Ergebnisse auf diplomatischer Ebene hervor. Die Einladung von Ersin Tatar, dem Präsidenten der Türkischen Republik Nordzypern, zu dieser hochkarätigen internationalen Veranstaltung und die Schaffung der Möglichkeit, im Rahmen der Übertragung seiner Rede quasi einer legitimen Stimme Nordzyperns die Möglichkeit zu geben, vor einem internationalen Publikum zu sprechen, ist insofern von globaler strategischer Bedeutung.

Das von globalen Social-Media-Unternehmen geschaffene Monopol für Kommunikation und die verstärkte Verbreitung von Informationen über selbige hat in den letzten Jahren sowohl deren Einflussbereich als auch die Zahl der Opfer erhöht. Manipulation, Sensationsgier, Diskriminierungen, Verzerrung der Realität, Hassreden, gefälschte Nachrichten und organisierte Kampagnen auf diesen neuen Plattformen stellen ein großes Risiko für Länder und Einzelpersonen dar. Dabei gehört die Türkei zu den Ländern, die am stärksten unter Desinformationen und Kampagnen im Social-Media-Bereich zu leiden haben. Deshalb schärft sie mit den Veranstaltungen im Dezember und auch schon davor das Bewusstsein dafür, dass der drohende digitale Faschismus, der von Social-Media-Unternehmen verantwortet wird, eine Bedrohung für alle Gesellschaften und ebenso ein nationales Sicherheitsproblem darstellt. In diesem Sinne wird die Macht der Social-Media-Unternehmen, die diese weiter ausbauen, auf der Tagesordnung gehalten, und es werden Anstrengungen unternommen, dieses Bewusstsein weltweit zu schärfen. Der von der Präsidialen Direktion für Kommunikation im Einklang mit den Interessen der Türkei konzipierte Cyber-Heimat-Ansatz zeigt, dass sich die Türkei der aktuellen digitalen Risiken bewusst ist.

Ein weiteres Beispiel ist der Ansatz, internationale Medien mit Informationen aus erster Hand zu versorgen, und die damit einhergehenden Schritte, die in diese Richtung unternommen wurden. Die Gründung der Abteilung für Publikationen der Präsidialen Direktion für Kommunikation fällt in diesen Rahmen. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang besteht darin, dass beispielsweise die im Einklang mit den außenpolitischen Interessen der Türkei erstellten Bücher der interessierten Leserschaft in den jeweiligen Ländersprachen zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus wird mit dem schnellen und effektiven Vorgehen gegen antitürkische Desinformation in den internationalen Medien die Verbreitung falscher Nachrichten verhindert und eine starke Basis für diejenigen geschaffen, die wahre Informationen verbreiten wollen. Dabei hat sich gezeigt, dass es zwar allein nicht reicht, wenn einige internationale Medienorgane im Rahmen einer aufmerksamen Verfolgung Content von ihren Social-Media-Konten löschen und sich mit der Veröffentlichung der richtigen Informationen entschuldigen, aber wie wertvoll es ist, im Rahmen eines strategischen Kommunikationsmanagements auf der Wahrheit zu bestehen.

Hauptaufgaben von strategischer Kommunikation sind die Einheit des Diskurses und die Koordination zwischen staatlichen Institutionen. Da die Präsidiale Direktion für Kommunikation sich seit ihrer Gründung diesem Bereich besonders widmet, weist Altuns Ansatz: „Zuerst die Kommunikation entwerfen und dann in Politik umsetzen“ in der Kommunikations- und Politikstrategie den Weg, der in diesem Sinne zu beschreiten ist.

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an eine Aussage eines europäischen Politikers: „Erdoğan ist nicht unser Gesprächspartner, unser Gesprächspartner ist Premierminister Ahmet Davutoğlu“ aus den Jahren 2015 bzw. 2016, als dieser Ausgrenzung von Präsident Erdoğan von dem damals namentlich genannten Akteur nicht widersprochen wurde. Damals führten die Türkei und die Europäische Union kontroverse Diskussionen zu verschiedenen Themen. Betrachtet man rückwirkend das Potenzial dieses inhaltlichen Dissenses, negative Inhalte gegen die Türkei zu produzieren, wird deutlich, wie wichtig ein einheitlicher Ansatz und die Koordination zwischen staatlichen Institutionen und politischen Akteuren sind. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass auch die Bemühungen der Präsidialen Direktion für Kommunikation um eben diese Einheitlichkeit des Diskurses und die institutionelle Koordination Teil des strategischen Kommunikationsmanagements sind.

Markenbüro Türkei

Das Konzept der strategischen Kommunikation, das im Dezember 2021 auf höchster Ebene ins öffentliche Bewusstsein gerückt wurde, stellt schon für sich einen strategischen Gewinn dar. Auch ist es wichtig, dass man sich neben der praktischen Bedeutung der Thematik auch auf theoretischer Ebene mit selbiger auseinandersetzt und damit neue Möglichkeiten eröffnet, unter Berücksichtigung nationaler Interessen größtmöglichen Nutzen zu generieren. So gesehen, markieren die Veranstaltungen der Kommunikationsdirektion im Dezember 2021 Meilensteine bei der Umsetzung des neuen Konzepts der Türkei.

Ein Blick auf aktuelle Studien und die entwickelte Zukunftsperspektive zeigt, dass sich die Präsidiale Direktion für Kommunikation in einem dynamischen Prozess befindet, um die Marke Türkei weiter zu stärken und diese so voranzubringen, wie sie es verdient. Um der Vision der Kommunikationsdirektion Ausdruck zu verleihen, ist die geplante Einrichtung eines Markenbüros „Türkei“ wichtig und Teil der Kommunikationskampagne für das sogenannte türkische Jahrhundert mit dem Jahr 2023, in dem sich das Bestehen der Republik zum hundertsten Mal jährt.

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