Archivbild. 24.12.2021, Bremen: Die Habseligkeiten eines Obdachlosen liegen auf dem Vorplatz am Hauptbahnhof. (dpa)
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Sozialverbände haben die Bewegung #IchBinArmutsbetroffen gewürdigt, die am Samstag ihre erste bundesweite Kundgebung in Berlin organisiert. „Dass da Menschen auf diese Weise Gesicht zeigen, hatten wir noch nie“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, der Deutschen Presse-Agentur.
Unter dem Hashtag beschreiben Menschen seit Mai im Internet ihr Leben mit sehr wenig Geld und ihre Schwierigkeiten wegen steigender Preise. Erklärtes Ziel ist, die mit Armut verbundene Scham zu überwinden.
Aus Schneiders Sicht hat dies die gesellschaftliche Stimmung verändert. „Nach meiner Wahrnehmung haben erstmal die Kommentare aufgehört nach dem Motto: Wer noch was zu essen hat, ist nicht arm“, sagte Schneider. „Diese völlige Negierung der Armut, diese Ignoranz, die nehme ich derzeit nicht wahr.“ Er fügte hinzu: „Dass dieses Verharmlosen von Armut aufgehört hat, das macht mir Mut.“
Auch der Deutsche Caritasverband hält die Bewegung für bedeutsam. „Es ist sehr wichtig, dass sich Menschen, die selbst von Armut betroffen sind, aktiv in die politische Debatte einbringen“, sagte Verbandsvertreterin Birgit Fix der dpa. „Das schafft eine andere Sensibilität für dieses Thema. Das ist auch gut für die Demokratie, denn wir wissen, dass Menschen in Armut sich in der Regel äußerst wenig politisch betätigen.“
Anstoß für die Bewegung war der Beitrag einer alleinerziehenden Frau aus dem Rheinland auf Twitter im Mai dieses Jahres. Der Hashtag IchBinArmutsbetroffen wurde danach tausendfach genutzt. Die Stiftung „OneWorryLess“ (Eine Sorge Weniger) unterstützt die Bewegung mit Öffentlichkeitsarbeit. Für 13.00 Uhr an diesem Samstag ist eine Kundgebung vor dem Kanzleramt in Berlin angemeldet.

dpa