Sitzung im Bundestag, Berlin. (dpa)
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Nur 50 Prozent der Deutschen haben einer Umfrage zufolge Vertrauen in die Demokratie, 30 Prozent vertrauen ihr weniger bis gar nicht. Stärker ist der Zuspruch gegenüber der Wissenschaft (67 Prozent) und dem Bundesverfassungsgericht (55 Prozent), wie die Körber-Stiftung am Dienstag in Hamburg mitteilte. Dagegen hätten lediglich 32 Prozent Vertrauen in Bundestag und Bundesregierung, nur 20 Prozent vertrauten Parteien, hieß es unter Berufung auf eine Erhebung des Meinungsforschungsinstitut Policy Matters vom Oktober 2021 im Auftrag der Stiftung.

Um die Demokratie zu stärken, befürwortet den Angaben nach eine Mehrheit von 71 Prozent die Einbeziehung von Bürgern und Bürgerinnen bei wichtigen politischen Entscheidungen. Dies gelte insbesondere in bürgernahen Bereichen: Kommunale Fragen bildeten dabei mit 84 Prozent den Spitzenwert, gefolgt von Fragen der Bildungspolitik (76 Prozent) und des Klimaschutzes (70 Prozent).

Der Philosoph Julian Nida-Rümelin bezeichnete die Ergebnisse als Weckruf zur Erneuerung der Demokratie. „Eine Demokratie kann es sich nicht erlauben, größere Minderheiten in Fundamentalopposition, Resignation oder Wut abdriften zu lassen“, sagte der ehemalige Kulturstaatsminister. Wenn solche Entwicklungen mit einem massiven Rationalitätsverlust einhergingen und in faschistisches, mythologisch oder religiös geprägtes Verschwörungsdenken mündeten, sei die Demokratie gefährdet.

epd