„SOKO Nightlife“ ermittelt gegen Münchner Polizisten – Über 200 Delikte? (dpa)
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Der Skandal bei der Münchner Polizei um mutmaßlich koksende Polizisten weitet sich aus. Das lässt eine parlamentarische Anfrage der SPD-Abgeordneten Stefan Schuster und Doris Rauscher im Landtag vermuten. Zunächst ging es nur um drogensüchtige Beamte bei der Polizei in der Münchner Altstadt. Später kamen Verdachtsfälle von Bestechlichkeit und massivem Amtsmissbrauch hinzu. Inzwischen ermittelt die Sonderkommission zu 235 in Rede stehenden Deliktstatbeständen.

Im Chat mit Rassismus und Gewalttaten geprahlt

Bereits seit zwei Jahren geht die Sonderkommission „Nightlife" Verdachtsfällen nach. Der Skandal war 2020 nach einer großen Razzia öffentlich geworden. Im Mittelpunkt steht ein Drogendealer, der die Ermittlungen ins Rollen brachte, nachdem er als Kronzeuge über seine Kunden bei der Polizei ausgepackt hatte. Die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Abendzeitung“ berichteten zuerst darüber.

Insgesamt werde gegen 37 Beamte ermittelt, 22 davon sei ein strafbares Verhalten nachgewiesen worden. Ermittler veröffentlichten demnach weitere Details im Zusammenhang mit dem Skandal. So hätten die Beamten in Chats zweifelhafte Nachrichten ausgetauscht, etwa: „Den Fidschi hast du ja sauber aus der 089-Bar rausgeprügelt“ oder „Welche unschuldige Seele wird wohl heute durch uns im Krankenhaus oder auf dem Friedhof landen?“

Die Angaben in den Gesprächen im Chat haben sich laut Staatsanwaltschaft teilweise tatsächlich als authentisch herausgestellt. In einem Fall sei ein betrunkener Mann unrechtmäßig in die Psychiatrie eingewiesen worden. In einem weiteren soll ein Polizist bei einem Biergartenbesuch den Hitlergruß gezeigt haben.

Staatsanwaltschaft wollte öffentliche Verhandlungen vermeiden

Auf der Liste der Vergehen, die den Beamten vorgeworfen werden, stehen dem Bericht zufolge Dutzende von Vorfällen. Es geht unter anderem um 25 Verdachtsfälle von Körperverletzung im Amt, zwei Fälle sexueller Belästigung, 26 Verstöße im Zusammenhang mit Kokain, vier Fälle der Volksverhetzung und drei Verstöße gegen das Waffengesetz.

Um das Ansehen der Münchner Polizei zu schützen, war die Staatsanwaltschaft bestrebt, Gerichtsverhandlungen zu vermeiden, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am Montag. Gegen 22 Polizisten seien hohe Geldbußen und Strafbefehle erlassen worden. In einem Fall sei ein Beschuldigter zu einer Freiheitssprache von zweieinhalb Jahren verurteilt worden.

TRT Deutsch