Opferberatung: Rechte Gewalt in Thüringen sprunghaft gestiegen / Photo: DPA (dpa)
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Die Opferberatung Ezra hat im vergangenen Jahr 180 rechtsextreme Angriffe in Thüringen registriert. Das entspricht einem Anstieg von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie die Beratungsstelle am Mittwoch auf der Homepage mitteilte. Mit 88 rassistisch motivierten Gewalttaten sei Rassismus weiterhin das Hauptmotiv.

Durchschnittlich drei rassistisch motivierte Gewalttaten pro Woche gab es laut Jahresstatistik 2022 in dem Bundesland. Betroffen waren laut Ezra mindestens 374 Personen, davon etwa 103 Kinder und Jugendliche. Damit hat sich die Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen mehr als verdoppelt.

Opferberatung Ezra: „Neue Welle rechter und rassistischer Gewalt“

Nach Angaben des Vereins wurden 68 Fälle von einfacher und 50 Fälle von schwerer Körperverletzung dokumentiert. Zudem wurden 53 Nötigungen und Bedrohungen sowie drei Tötungsversuche registriert, heißt es im Jahresbericht. „Wir sprechen auch in Thüringen von einer neuen Welle rechter und rassistischer Gewalt“, konstatierte Franz Zobel, Ezra-Projektkoordinator.

Die meisten Angriffe im Jahr 2022 wurden demnach in Erfurt (53) registriert, gefolgt von Gera (21), Jena (21) und Weimar (14) sowie im Ilm-Kreis (15). Erfurt bleibe nicht nur der Schwerpunkt rechter und rassistischer Gewalt in Thüringen, dort habe sich auch die Zahl der Angriffe im Vergleich zu 2021 fast verdoppelt. Zobel sieht einen Zusammenhang zwischen dem enormen Anstieg der Gewalttaten in Thüringen und den regelmäßigen Demonstrationen der extremen Rechten.

Nach Einschätzung der Opferberatung sind die Zahlen nur die „Spitze des Eisbergs“. Nicht jeder rechtsmotivierte Angriff werde bei der Polizei angezeigt. Vor allem bei rassistisch motivierten Angriffen müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Die Situation könne sich 2023 jederzeit weiter verschärfen, so Zobel.

TRT Deutsch