DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe die verbale Entgleisung von Verbandschef Fritz Keller provoziert. „Wir haben ihn weder in die Ecke gedrängt, noch ist der Nazi-Vergleich durch irgendeine Provokation meinerseits ausgelöst worden“, sagte Koch in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Der 62-Jährige war im April bei einer Präsidiumssitzung von Keller mit dem früheren Nazi-Richter Roland Freisler verglichen worden, was bei vielen für Empörung sorgte. Die DFB-Landeschefs entzogen Keller am vergangenen Sonntag das Vertrauen.
Am Freitag wiederholten die Chefs der Regional- und Landesverbände des Deutschen Fußball-Bundes ihren Rücktrittsaufruf an Keller und forderten den DFB-Vorstand zur Amtsenthebung des Präsidenten auf.
Zuvor hatte Keller in seiner ersten offiziellen Stellungnahme nach dem Misstrauensvotum des Amateurlagers erneut um Verzeihung gebeten, war aber nicht zurückgetreten. Auf die Frage, ob er nun den Rücktritt Kellers erwarte, antwortete Koch in dem Interview der „WamS“: „Da habe ich keine Erwartungshaltung.“ Er verwies auf das Votum der Landes- und Regionalverbände und forderte eine Reaktion von „Herrn Keller und auch der DFL-Vertreter im Präsidium und Vorstand“.
Den Vorwurf, er sei angesichts der zahlreichen Präsidenten-Rücktritte der vergangenen Jahre der Königsmörder des deutschen Fußballs, wies der seit 2007 als Verbandsvize amtierende Koch zurück. „Wenn ich der Königsmörder des deutschen Fußballs bin, dann sind es Christian Seifert, Peter Peters und Hannelore Ratzeburg auch, weil sie mindestens genauso lange oder noch länger im Präsidium sind wie ich.“
Die Anzeige Kellers bei der DFB-Ethikkommission sei „ohne mein Wissen und Zutun“ durch Generalsekretär Friedrich Curtius hinterlegt worden, sagte Koch. Erneut verwies er darauf, dass er Kellers Entschuldigung entgegengenommen, ihm aber auch gesagt habe, „dass ich sie nicht akzeptieren kann“. Als Berufsrichter empfinde er „den Vergleich mit Freisler, der wahlweise als ‚Blutrichter' oder ‚Henker in Robe' bezeichnet wird, persönlich als unglaublich verletzend“.
dpa
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