07.10.2020, Bayern, München: Ein Zettel mit der Aufschrift "Suchen: 3-Zimmer-Wohnung - Bieten: 500 Euro Finderlohn" hängt an einem Regenrohr eines Wohnhauses in der Innenstadt. In den deutschen Städten wird es laut Mieterbund immer schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. (dpa)
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In den deutschen Städten wird es laut Mieterbund immer schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. „Eine zunehmende Zahl von Mietern kann die Miete nur noch schwer oder gar nicht bezahlen“, sagte Verbandspräsident Lukas Siebenkotten am Donnerstag, die Wohnkrise spitze sich zu. Notwendig sei der Bau von mindestens 80 000 Sozialwohnungen pro Jahr, erklärte der Mieterbund gemeinsam mit Verbänden der Bau- und Wohnungsbranche sowie der IG BAU. Berechnungen für das Bündnis ergaben, dass bundesweit insgesamt rund 630.000 Wohnungen fehlen.
„Die Investitionsbedingungen für bezahlbaren Wohnungsbau sind weiterhin schlecht“, kritisierte der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen beim sogenannten Wohnungsbautag. Höhere Grundstückspreise, höhere Auflagen und Baupreise hätten die Kosten für neue Wohnungen in die Höhe getrieben. Wenn nun die Klimaziele verschärft würden, müsse es einen Rechtsanspruch auf Förderung geben.
Die künftige Bundesregierung muss aus Sicht des Bündnisses vor allem den Bau bezahlbarer Wohnungen vorantreiben - unter anderem mit vergünstigtem Bauland, Steuererleichterungen, Förderung von Energiesparmaßnahmen, mehr Personal in Bauämtern und Möglichkeiten für höheres und dichteres Bauen.
Branchenanalysen zeigen, dass Mieten und Kaufpreise für Wohnungen auch in der Corona-Krise weiter steigen. Für eine Bestandswohnung verlangten Vermieter bei der Neuvermietung nach Daten des Portals Immobilienscout24 im März 7,18 Euro kalt je Quadratmeter, drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei Neubauwohnungen waren es 9,58 Euro, ein Plus von gut fünf Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Preise für Wohnungen und Häuser legten laut Verband deutscher Pfandbriefbanken 2020 im Schnitt um 7,5 Prozent zu.
Geänderte Bedürfnisse verteuern Wohnen
Das Deutsche Institut für Urbanistik hält es für möglich, dass geänderte Bedürfnisse infolge der Corona-Krise das Wohnen weiter verteuern. „Die Wohnung wird nach Corona als Lebensraum wichtiger sein“, sagte Institutsleiter Carsten Kühl. Größere Wohnungen mit Rückzugsmöglichkeiten und weniger offenen Grundrissen sowie höherer technischer Ausstattung könnten künftig begehrter sein.
Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler bekräftigte beim Wohnungsbautag die Forderung ihrer Partei, mit einem bundesweiten „Mietendeckel“ den Wohnkostenanstieg zu stoppen. „Wir brauchen auch Neubau“, fügte sie hinzu. FDP-Chef Christian Lindner und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak lehnten einen „Mietendeckel“ ab. Lindner sprach sich für Steuererleichterungen, ein Baulückenkataster und ein eigenständiges Bauministerium aus. Grünen-Co-Chef Robert Habeck unterstützte die Forderung nach höherem Bauen und mehr Sozialwohnungen.
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes zog eine positive Bilanz der Jahre unter der Regierungskoalition aus Union und SPD. Das Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen habe sie unter anderem wegen der langen Regierungsbildung und der Pandemie nicht erreicht, sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. „1,2 Millionen sind schon ein ganz respektables Ergebnis.“ Staatssekretär Volkmar Vogel sagte, weitere 300 000 Wohnungen seien genehmigt und würden bis Jahresende fertig.

dpa