Demonstration für Erneuerung der Kirche nahe Woelkis Wohnhaus (dpa)
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Mehr als 200 Menschen haben am Samstag in Köln unweit des Wohnhauses von Kardinal Rainer Maria Woelki für eine Erneuerung der katholischen Kirche demonstriert. Unterstützer der Kundgebung waren Vertreter verschiedener Kirchengemeinden des Erzbistums, die Reformbewegung Maria 2.0 und die Katholische Frauengemeinschaft (kfd). Mit der Aktion unter dem Motto „Aufbruch nach Köln - für eine Veränderung der Kirche“ stellten sich die Teilnehmenden gegen den Umgang von Kardinal Rainer Maria Woelki mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln. Die Aktion wurde von verschiedenen katholischen Laienorganisationen unterstützt, darunter die Frauenprotestorganisation Maria 2.0 und der Frauenverband KFD.

Die Teilnehmer forderten unter anderem eine umfassende Aufarbeitung des Themas sexueller Missbrauch, die Gleichberechtigung von Frauen und eine offene Haltung gegenüber homosexuellen Partnerschaften. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf rund 200. Die Organisatoren sprachen von über 300. Initiator der Kundgebung war Pfarrer Klaus Koltermann aus Dormagen, der Woelki vor einigen Monaten als einer der ersten Priester öffentlich kritisiert hatte. Er wanderte am Samstag aus Dormagen mit rund 50 Gemeindemitgliedern zum mehr als 30 Kilometer entfernten Kundgebungsort in Köln.

Anlass für den Protestmarsch am Samstag war dem Pastor zufolge auch das Rücktrittsgesuch des Münchner Kardinals Reinhard Marx. Damit habe „die Kirchenkrise in Deutschland und auch für unser Erzbistum Köln eine neue Dimension erreicht“, erklärte Koltermann. Mit seinem Angebot habe Marx „ein sichtbares Zeichen für neue Anfänge, einen neuen Aufbruch der Kirche, nicht nur in Deutschland, gesetzt“. Am Donnerstag hatte Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Münchner Erzbischofs indes abgelehnt. Der Pastor hatte Ende 2020 für Aufsehen gesorgt, als er Kardinal Woelki in Leserbriefen und in einem Zeitungsartikel scharf kritisierte, weil dieser sich nicht für eigene Fehler im Umgang mit dem Missbrauchsskandal entschuldigt habe. Zunächst hatten dienstrechtliche Konsequenzen für den Dormagener Pastor im Raumgestanden, die das Erzbistum dann aber fallen ließ.

In der Nähe des Kundgebungsplatzes befindet sich auch das Maternushaus, in dem zurzeit die beiden Apostolischen Visitatoren wohnen, die Papst Franziskus ins krisengeschüttelte Erzbistum entsandt hat. Sie führen dort seit Montag Gespräche, unter anderem mit Missbrauchsopfern und Kritikern des Kardinals. Anschließend sollen sie einen vertraulichen Bericht für den Papst erstellen.

Agenturen