12.08.2021, Nordrhein-Westfalen, Köln: Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, spricht während eines Interviews im Erzbischöflichen Haus. (dpa)
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In der Debatte um eine Reform der Katholischen Kirche in Deutschland hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki konservative Positionen bekräftigt. Woelki, der am Mittwoch (18. August) 65 Jahre alt wird, sagte der Deutschen Presse-Agentur zur Frage einer mancherorts geforderten Öffnung des Priesteramts für Frauen, dies sei „nicht realistisch“. Gleichzeitig betonte er, dass auch er die Stellung der Frauen in der Kirche verbessern wolle.

Gegen Benachteiligung homosexueller Paare - aber auch gegen Gleichstellung mit Ehe
Auch die Segnung homosexueller Paare lehnt der Chef des größten deutschen Bistums ab. „Sie wissen, dass katholische und auch viele evangelische Christen in der Welt die Heilige Schrift so lesen, dass es nicht möglich ist, eine solche Beziehung zu segnen wie man die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau segnet“, sagte Woelki. Diese Auffassung habe der Vatikan jüngst noch einmal bekräftigt - in einer Erklärung, die von Papst Franziskus selbst unterschrieben worden sei.

„Ich stelle mich als Kardinal dahinter. Deswegen wäre es unwahrhaftig, mit dem Segnen einer homosexuellen Beziehung gleichzeitig ein öffentliches Zeichen gegen die Lehre der Kirche zu setzen.“ Dabei müsse sich die Kirche aktiv gegen die Verfolgung und Benachteiligung von Homosexuellen einsetzen.

„Synodaler Weg“ auch in Deutschland nicht unumstritten
Seit eineinhalb Jahren läuft in der katholischen Kirche in Deutschland ein Reformprozess. Dieser Synodale Weg umfasst vier Themenfelder: die Position der Frau, den Umgang mit Macht, die katholische Sexualmoral und die Ehelosigkeit der Priester. Woelki gilt als einflussreichster Kritiker des Synodalen Wegs.
Sein Bistum will Woelki auch künftig weiter führen. Er sei keineswegs isoliert, sagte er. „Es ist nicht so, als ob alle sagen würden: ‚Wir wollen mit dem nicht zusammenarbeiten.‘ Ich habe außerdem Hunderte von Briefen erhalten, die mich auffordern, weiterzumachen.“
Im Juni war dem Erzbischof in einer Sitzung seines wichtigsten Beratergremiums heftige Kritik entgegengeschlagen. Zahlreiche Mitglieder des Diözesanpastoralrats machten deutlich, dass sie kein Vertrauen mehr in ihn hätten. Woelki rief im dpa-Interview dazu auf, sich nicht gegenseitig zu blockieren.
Davonlaufen keine Lösung
Einen Rücktritt lehnte er ab. „Davonzulaufen, ist doch keine Lösung“, sagte er. „In einer Familie oder unter Freunden geht man nicht einfach auseinander, wenn es schwer wird. Man ringt und versucht, Lösungen zu finden.“ Die Herausforderungen würden auch bei einem anderen Erzbischof dieselben bleiben.
Das Erzbistum befindet sich in einer Krise, seit Woelki vor knapp einem Jahr entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch wegen rechtlicher Bedenken nicht zu veröffentlichen. Stattdessen gab er ein neues Gutachten in Auftrag. Dieses Vorgehen soll zu einer weiteren Erhöhung der Zahl an Kirchenaustritten beigetragen haben.
Zurzeit prüft Papst Franziskus einen Untersuchungsbericht zur Lage im Erzbistum Köln, der in seinem Auftrag von zwei Bevollmächtigten, sogenannten Apostolischen Visitatoren, erstellt worden ist. Woelki sagte, die beiden Bischöfe hätten bei ihrem Besuch im Juni auf empathische Weise seine Sicht der Dinge erfragt. Wann der Vatikan in der Sache eine Entscheidung mitteilen wolle, wisse er auch nicht.

dpa