Gedenkfeier in Marzahn: Nguyen Van Tú vor 30 Jahren von Neonazis getötet (Twitter: Niemand ist vergessen! (Berlin))
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Anlässlich des 30. Todestages von Nguyen Van Tú hat am Sonntag eine Gruppe von 80 Personen in Berlin-Marzahn des getöteten Vietnamesen gedacht. Die Veranstaltung am späten Sonntagnachmittag verlief allerdings nicht störungsfrei, wie die „Berliner Zeitung“ berichtet. Vor 30 Jahren wurde 29-jährige Vietnamese von einem Rechtsextremisten schwer verletzt. Van Tú starb später an seinen Verletzungen.

Ehemaliger Organisator von Anti-Flüchtlings-Protesten führte Störer an

Immer wieder versuchten Störer die Teilnehmer der Gedenkfeier zu provozieren. Ein Mann habe, so heißt es im Bericht, etwa ein selbstgefertigtes Plakat mit der Aufschrift „Dann heult doch“ mitgebracht. Die Polizei hatte zwar für Ruhe gesorgt, die Trauernden jedoch empfanden den Vorfall als Affront.

Der Rädelsführer der Störer sei als Extremist bekannt, sagen Teilnehmer der Versammlung. Er habe noch vor einigen Jahren die Montagsdemonstrationen gegen ein Heim für Geflüchtete angemeldet. Mit diesen Protesten gegen die Flüchtlingsheime habe der Rassismus an dem Ort zugenommen. Viele hätten sich dem Protest der Neonazis angeschlossen. Ein Anwohner spricht von einem Bündnis von „Neonazis, Faschisten und Alltagsrassisten“, das sich damals zusammengefunden habe.

Die rechtsextremistische Szene sei sehr aktiv, erklärt eine Frau. Daher wolle aus Furcht vor Übergriffen niemand namentlich erwähnt werden. Einer der Trauernden berichtete der „Berliner Zeitung“ zudem, dass die Gedenktafel für Nguyen immer wieder beschädigt werde. Auf der schlicht gehaltenen Metallplatte steht: „Im Gedenken an Nguyen Van Tú, der hier am 24.4.1992 im Alter von 29 Jahren von Neonazis ermordet wurde.“ Die Tafel wurde unter anderem mit Bauschaum übersprüht.

Täter kam mit vier Jahren Haft davon

Bei der Gedenkveranstaltung war auch ein halbes Dutzend buddhistischer Mönche vor Ort. Auch sie erinnerten an den in Vietnam geborenen Nguyen Van Tú. Als sogenannter Vertragsarbeiter war dieser 1987 in die DDR gekommen. Nach der Wende übersiedelte er nach Berlin.
Laut Gerichtsurteil sei es am Tag seines Todes zu einer Auseinandersetzung mit vier jungen Marzahnern gekommen. Einer der Männer, ein Sympathisant der rechtsradikalen DVU, habe mit einem Butterflymesser dem unbewaffneten Van Tú in die Seite gestochen. Dessen Lunge wurde dabei schwer verletzt. Das Opfer starb kurz danach im Krankenhaus. Das Gericht sprach später von einem „Akt verwerflicher Selbstjustiz“. Der Täter wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu vier Jahren Haft verurteilt.

TRT Deutsch