Carina Gödecke, 1. Vizepräsidentin des Landtags und Vorsitzende der Parlamentariergruppe NRW-Türkei und Ahmet Başar Şen, Botschafter der Republik Türkei. (NRW. Landtag)
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Anlässlich des 60. Jubiläums des deutsch-türkischen Anwerbeabkommen von 1961 hat der Landtag Nordrhein-Westfalen zwei Ausstellungen eröffnet. Carina Gödecke, die 1. Vizepräsidentin des Landtags und Vorsitzende der Parlamentariergruppe NRW-Türkei, hat diese in Düsseldorf eröffnet. Zur Einweihungsfeier hat sich auch Ahmet Başar Şen, Botschafter der Republik Türkei, im Landtag eingefunden.

An der Veranstaltung nahmen dem Internetauftritt des NRW-Landtags zufolge auch Dr. Joachim Stamp, Stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes, und Dr. Robert Fuchs, Geschäftsführer des Dokumentationszentrums und Museums über die Migration in Deutschland, teil.

Anlass zu selbstkritischer Aufarbeitung der Einwanderungspolitik

„Wir sind den Gastarbeitern für ihre große Leistung, die unser Land nach den Jahren des Krieges und der Diktatur wieder auf die Beine gestellt hat, immer dankbar“, sagte Landtagsvizepräsidentin Gödecke.
Anfangs seien in den 1960er Jahre Arbeitskräfte gerufen worden. Gekommen seien aber Menschen mit Träumen und Hoffnungen, eigener Kultur und Religion.

Manche seien geblieben und hätten ihre Familien nachgeholt – so seien aus Gastarbeitern Kumpel und Kollegen, Nachbarn und Freunde geworden. Darauf sei die damalige Politik nicht eingestellt gewesen – mit allen Folgen, betonte Gödecke. 60 Jahre Anwerbeabkommen seien daher auch ein Anlass, die deutsche Einwanderungs- und Integrationspolitik der vergangenen Jahrzehnte kritisch wie selbstkritisch zu hinterfragen, so die Landtagsvizepräsidentin.

Fast eine Million Menschen mit türkischen Wurzeln in NRW

In der Ausstellung „Drei Generationen“ zeigt der Fotograf Guenay Ulutuncok lebensgroße Portraits von 17 Familien – Großeltern, Eltern und Kindern mit ihren individuellen Werdegängen. Das Motto der Ausstellung über 60 Jahre Migrationsgeschichte lautet: „Viel erlebt, viel geschafft… viel zu tun!“ Dabei sollen auch Schlaglichter auf Arbeitsmigration, Sprache oder politisches Engagement gerichtet werden.

Eine Auswahl an Objekten, Dokumenten und Fotografien beleuchte die Erfahrungen und Erlebnisse von Migrantinnen und Migranten sowie deren Nachfahrinnen und Nachfahren, heißt es in einem Begleitheft. Vor 60 Jahren seien die damals so genannten Gastarbeiter aus der Türkei und weiteren Staaten für den Wirtschaftsaufschwung sehr wichtig gewesen.

Bis zum Stopp des Abkommens 1973 seien allein 867.000 Frauen und Männer aus der Türkei nach Westdeutschland eingereist. Einer der Schwerpunkte war dabei das Ruhrgebiet, wo sie in den Zechen, an Förderbändern, in den Fabrikhallen gearbeitet hatten. Heute leben Schätzungen zufolge 934.000 Menschen mit türkischen Wurzeln in Nordrhein-Westfalen.

TRT Deutsch