Archivbild: Türkische Zyprer jubeln in Famagusta dem türkischen Premierminister Bülent Ecevit zu.  (Others)
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Wie jedes Jahr am 20. Juli feiert die Türkische Republik Nordzypern (TRNC) auch an diesem Mittwoch ihren Tag des Friedens und der Freiheit. Dass die türkische Bevölkerung der Insel dazu noch in der Lage ist, ist die Konsequenz einer groß angelegten Militäroperation der Regierung von Türkiye an jenem Tag des Jahres 1974. Mittels dieser vereitelte Ankara nicht nur einen geplanten Völkermord durch rechtsextreme griechische Milizen, sondern auch eine Annexion der Insel durch das damalige Militärregime in Athen.

Alle griechischen Pläne beinhalteten ethnische Säuberung

Als am 16. August 1960 die Republik Zypern gegründet worden war, geschah dies auf der Grundlage zweier gleichberechtigter Gemeinschaften, die in bikommunaler Unabhängigkeit unter einem gemeinsamen Dach koexistieren sollten.

Sowohl die Türken als auch die türkischen Zyprer begrüßten die Republik und diesen Ansatz vom ersten Tag an. Als der griechisch-zyprische Präsident, Erzbischof Makarios, jedoch erklärte, die Republik sei nur ein Schritt in Richtung der sogenannten Enosis, also der Vereinigung mit Griechenland, begannen sich die Dinge in die falsche Richtung zu bewegen.

Am 21. Dezember 1963 begannen die griechischen Zyprer, den sogenannten Akritas-Plan umzusetzen. Dieser zielte darauf ab, die türkischen Bewohner der Insel auszurotten und innerhalb von 48 Stunden die Kontrolle über ganz Zypern zu erlangen. Zyperns Türken leisteten dagegen jedoch erfolgreich Widerstand.

Als eines der Garantieländer drängte Türkiye die UNO und die internationale Gemeinschaft elf Jahre lang, einzugreifen. Gehör fand Ankara jedoch nicht. Am 15. Juli 1974 versuchten Zyperns Griechen, mittels der Umsetzung des „Ifestos“-Plans vollendete Tatsachen zu schaffen.

An jenem Tag entmachtete die griechische Junta Makarios durch einen Staatsstreich. In weiterer Folge, so das Kalkül Athens, sollten rechtsextreme griechische Milizen die ethnische Säuberung der Insel durchziehen und am Ende die Vereinigung mit Griechenland vollzogen werden.

Türkiye nahm umgehend Verhandlungen mit Griechenland und dem Vereinigten Königreich als den weiteren Garantiemächten auf. Als diese keine Früchte trugen, mobilisierte die türkische Regierung unter Premierminister Bülent Ecevit die Streitkräfte. Diese landeten am frühen Morgen des 20. Juli auf der Insel und forderten die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung.

Türkiyes Intervention verhinderte Massenmord

„Wenn die Operation nicht stattgefunden hätte, wären die türkischen Zyprer abgeschlachtet worden“, erklärte Yılmaz Bora, ein Veteran der Friedensoperation von 1974, gegenüber der Agentur Anadolu. „Wir sind zuversichtlich, dass die Türkische Republik Nordzypern dank der Unterstützung unseres Mutterlandes für immer bestehen wird.“

Vierzig Jahre später hat die Führung der Türkischen Republik Nordzypern erkannt, dass die internationale Gemeinschaft ihren Staat absichtlich nicht anerkennt und stattdessen ihr Schicksal in der Schwebe hält.

In einem Exklusivinterview mit TRT World sagt Tahsin Ertuğruloğlu, der Außenminister der Türkischen Republik Nordzypern (TRNC), die TRNC habe den Glauben an eine Einstaatenlösung verloren, da die griechischen Zyprer sich weigerten, die türkischen Zyprer als gleichberechtigte Partner zu behandeln.

„Wir haben es mit Partnerschaft versucht. Es hat nicht funktioniert. Und warum? Weil die griechischen Zyprer nicht akzeptieren konnten, dass die türkischen Zyprer ihnen gleichgestellt sind“, erläutert der Minister. „Also wurde die Formel der Partnerschaftsrepublik ausprobiert und ist gescheitert, weil der andere Partner nicht wollte, dass sie funktioniert.“

Die EU und die Internationale Gemeinschaft halten immer noch an der „föderalen Lösung“ fest, die ursprünglich im Jahr 1960 angedacht war – als noch die Rede war von einer bikommunalen, bizonalen und gleichberechtigten Struktur.

Zyperns Türken sind seither um eine Reihe negativer Erfahrungen reicher. Gehör finden sie jedoch bis heute nur in Ankara. Aus diesem Grund hält Türkiye seine militärische Präsenz auf der Insel auch 48 Jahre nach der Intervention aufrecht.

Internationale Gemeinschaft ignorieren Bedrohung der Zyperntürken

Der Außenminister ist der Ansicht, dass die UNO und andere internationale Organisationen lange Zeit Teil des Problems und nicht der Lösung waren. Sie hätten „den Zypernkonflikt falsch diagnostiziert“, indem sie nicht den Irredentismus griechischer Ultranationalisten, sondern die türkische Intervention von 1974 als Ursache des Konflikts ansahen.

Zwar seien sich alle einig, dass es 1974 eine „türkische Militärintervention“ gegeben habe. Die internationale Gemeinschaft habe jedoch ein ernsthaftes Problem damit, die Tatsache anzuerkennen, dass diese durch die Verletzung der politischen Rechte der türkischen Zyprer durch die griechische Seite ausgelöst wurde, so der Minister.

„Türkiye wird niemals zulassen, dass diese Insel zwangshellenisiert wird“, sagte der Minister gegenüber TRT World. Er wies darauf hin, dass diese mehr als drei Jahrhunderte lang unter osmanischer Herrschaft gestanden habe.

„Wir sind nicht vom Mond auf diese Insel gekommen. Unsere Vorfahren kamen aus Anatolien hierher. Wir sind Türken, die zufällig auf der Insel Zypern leben. Es gibt keine zyprische Nation. Man ist entweder ein griechischer Zyprer oder ein türkischer Zyprer oder Angehöriger einer der Minderheiten, Armenier oder Maroniten.“

„Ich vertraue nur den türkischen Streitkräften“

Ömer Özyıldırım, ein Veteran der Friedensoperation von 1974 auf Zypern, stößt in dasselbe Horn. Gegenüber Anadolu macht er deutlich, wie schlecht und schutzlos die Situation der Zyperntürken vor der Intervention gewesen sei:

„Die griechischen Zyprer haben zwischen 1963 und 1974 Menschen aus unserem Dorf entführt und getötet. Wir hatten Angst, auf die Straße zu gehen. Kurz vor der Operation haben wir unsere Waffen an die UN-Friedenstruppe übergeben, und die UN-Friedenstruppe hat alle unsere Waffen an die griechische Polizei übergeben.“

Auch diese Erfahrungen hätten dazu beigetragen, dass Zyperns Türken den Friedenstruppen der Vereinten Nationen, aber auch den Vereinigten Staaten, die sich um eine Ein-Staaten-Lösung bemühten, nicht trauten, wenn es um die Sicherheit der Insel gehe.

„Ich vertraue nur den türkischen Streitkräften“, betont Özyıldırım. „Die türkischen Soldaten sollten auf der Insel bleiben. Wenn sie gehen, bedeutet das: ‚Wir sind geliefert‘.“

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