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Nach Netanjahu-Kritik: Hausdurchsuchung bei Jürgen Todenhöfer angeordnet
Nach einem kritischen Post über Israels Premier Netanjahu steht der Publizist Jürgen Todenhöfer im Visier der Ermittler. Nun soll seine Wohnung durchsucht werden – und erneut entbrennt die Debatte über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland.
Nach Netanjahu-Kritik: Hausdurchsuchung bei Jürgen Todenhöfer angeordnet
Symbolbild. 14.02.2025, Nordrhein-Westfalen, Wiesdorf: Mit einem Grossaufgebot hat die Polizei eine Strasse in Weindorf abgesperrt. / Foto: dpa / DPA
18. Oktober 2025

Wegen scharfer Kritik an Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ist beim bekannten Publizisten und Politiker Jürgen Todenhöfer am Freitag eine Hausdurchsuchung angeordnet worden. Jeden Augenblick könnten Sicherheitskräfte seine Wohnung stürmen, sie durchsuchen und seine elektronischen Geräte beschlagnahmen, sagte der 85-Jährige in einem Social-Media-Beitrag von Donnerstag. 

Der Vorsitzende der Partei „Team Todenhöfer – Die Gerechtigkeitspartei“ erklärte, gegen ihn sei ein Strafverfahren eingeleitet worden, er „Netanjahus Völkermord in Gaza“ und  „Ex-Kanzler Scholz wegen seiner Waffengeschenke an die Ukraine“ hart kritisiert habe.

„Ein deutsches Gericht geht nun gegen mich vor, weil ich Netanjahu und Scholz hart kritisiert habe“, schrieb Todenhöfer in einer Stellungnahme. „Das ist ein Frontalangriff auf die Meinungsfreiheit.“

Der 85-Jährige zeigte sich trotz möglicher strafrechtlicher Konsequenzen unbeirrt. Er wolle sich nicht einschüchtern lassen und weiterhin öffentlich Kritik an der israelischen Regierung äußern. „Die Behörden wollen offenbar meine Stimme zum Schweigen bringen“, sagte er. „Aber ich werde weiter die völkerrechtswidrigen Handlungen Israels gegen die palästinensische Bevölkerung benennen.“

Todenhöfer betonte, er habe sich stets für das Existenzrecht Israels ebenso wie für das Existenzrecht Palästinas eingesetzt. Den Vorwurf des Antisemitismus oder einer Relativierung des Holocaust wies er entschieden zurück.

„Ich habe immer wieder geschrieben, dass jüdische Deutsche ein wichtiger und wertvoller Teil unserer Gesellschaft sind und dass der Holocaust in seiner Barbarei einzigartig bleibt“, erklärte er. Der Völkermord an den Juden sei „das größte Verbrechen der deutschen Geschichte“.

Mit Blick auf das Ermittlungsverfahren gab sich Todenhöfer kämpferisch: „Sollte daraus eine Haftstrafe resultieren, wäre es mir eine Ehre, sie abzusitzen. Für Frieden und Freiheit in Palästina einzutreten, ist unsere Pflicht.“

Zugleich übte er scharfe Kritik an der Bundesregierung. Es könne nicht sein, „dass Netanjahu, gegen den der Internationale Strafgerichtshof ermittelt, vom Bundeskanzler herzlich empfangen wird, während seine Kritiker Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen und Gefängnisstrafen befürchten müssen“.

Todenhöfer war von 1972 bis 1990 Bundestagsabgeordneter und später stellvertretender Vorstand der Hubert-Burda-Media-Gruppe. Mit zahlreichen Büchern über Krieg und Frieden im Nahen Osten wurde er einem breiten Publikum bekannt. Seine Buchhonorare spendete er nach eigenen Angaben an Kinder in Afghanistan, im Irak und in Syrien.

Korrektur durch die Redaktion: In unserem Beitrag vom 18. Oktober 2025 hatten wir in Berufung auf ein Statement von Jürgen Todenhöfer geschrieben, dass bei ihm eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden sei. Dies ist noch nicht der Fall. Es liegt eine Anordnung eines Gerichts zu einer Hausdurchsuchung vor, die noch nicht vollstreckt wurde. Wir bitten um Entschuldigung. Der Text wurde aktualisiert.

QUELLE:TRT Deutsch