Überkapazitäten belasten Handel zwischen EU und China
Chinas Überkapazitäten führen dazu, dass europäische Unternehmen um ihre Wettbewerbsfähigkeit fürchten. Deswegen appelliert die EU-Handelskammer an die Regierung in Peking, den Angebotsdruck zu mindern und das gemeinsame Handelsklima zu verbessern.
20.03.2024, China, Peking: Jens Eskelund, der Präsident der EU-Handelskammer in China, spricht bei einer Pressekonferenz. / Photo: DPA (DPA)

Die Handelskammer der Europäischen Union in China hat die Regierung in Peking aufgefordert, den Druck durch Überkapazitäten zu reduzieren. Die Kammer hoffe, dass die Regierung die Nachfrage im Land stütze und damit den Druck aus den Spannungen im Handel zwischen Europa und China herausnehme, sagte Kammerpräsident Jens Eskelund am Mittwoch in Peking. „Überkapazitäten sind ein deutliches Problem geworden. Und was uns derzeit beunruhigt ist, dass es sich über alle Sektoren auszubreiten scheint.“ Als Beispiele nannte Eskelund die Autobranche oder den Solarbereich, in dem die Preise Jahr für Jahr abstürzten.

In Deutschland etwa hatte der Solarhersteller Meyer Burger die Modulproduktion in seinem Werk im sächsischen Freiberg in der vergangenen Woche gestoppt. Die Schließung der Fabrik werde weiter vorbereitet, teilte das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz kürzlich mit. Als Grund galt auch die starke Konkurrenz durch billige Solarmodule aus China.

Eskelund zufolge belasten Überkapazitäten, was im Prinzip bedeutet, dass mehr Produkte hergestellt werden, als sie nachgefragt sind. In manchen Industrien drücke das auf die Profitabilität, in anderen Bereichen gehe es um die Überlebensfähigkeit der Firmen. Das Problem schade nicht nur europäischen, sondern auch chinesischen Firmen, sagte er.

Wo die Überkapazitäten herkommen

Dass in China Überkapazitäten auftreten, liege bislang daran, dass es in der Volksrepublik keine Marktmechanismen gebe, sagte ein früherer Präsident der EU-Kammer. Ihm zufolge müssten von den ungefähr 150.000 Staatsunternehmen und den etwa 140 Autofirmen viele pleitegehen, was jedoch wegen lokaler Subventionen nicht passiere. Das Problem von zu viel Angebot könne daher nur ernsthaft angegangen werden, wenn Firmen wie in einer Marktwirtschaft bankrottgingen.

Chinas Industriepolitik unterstütze zudem zu stark die Hersteller auf der Angebotsseite und nicht die Konsumentenseite, sagte ein weiterer Ex-Präsident der Kammer in einer Diskussionsrunde. „Wenn du Subventionen einsetzen willst, gib sie dem Konsumenten. Das hilft, die Probleme zu verhindern, in die China geraten ist“, sagte er.

EU-Firmen haben immer mehr Bedenken

Die chinesischen Überkapazitäten oder die Brüsseler Anti-Subventionsuntersuchung gegen Autobauer in China belasten schon länger die Beziehungen zwischen den beiden wichtigen Handelspartnern. Das wirkt sich auch auf das Geschäftsklima ausländischer Firmen in China aus. Wie aus einem am Mittwoch vorgestellten Bericht der EU-Kammer hervorgeht, sind die Bedenken von in der Volksrepublik operierenden EU-Unternehmen in den vergangenen Jahren „exponentiell gestiegen“.

Firmen steckten deshalb mehr Geld als je zuvor in die Minderung von Risiken für ihr Geschäft oder in Maßnahmen zur Einhaltung von Regeln in China. Viele der rund 1800 Mitgliedsfirmen der Kammer berichteten, dass es immer schwieriger geworden sei, in China Geschäfte zu machen.

DPA