Wehrbeauftragte Högl sieht Corona-Amtshilfe „sehr kritisch“
Tausende Soldaten müssen über die Feiertage in Gesundheitseinrichtungen und Amtsstuben Dienst leisten. Dass immer noch das Militär einspringen muss, stößt bei der Wehrbeauftragten des Bundestages auf Unverständnis.
Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) im Bundestag. (DPA)

Die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) hält Art und Umfang der Corona-Amtshilfe durch Tausende Bundeswehrsoldaten für zunehmend problematisch. „Ich sehe es sehr kritisch, dass die Bundeswehr noch in dieser Stärke in der Amtshilfe vertreten ist. Das war am Anfang völlig gut und richtig“, sagte Högl der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Landkreise und alle anderen, die auf ziviler Ebene eigentlich zuständig seien für Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz, hätten die Zeit aber nutzen können und müssen, um Strukturen so aufzustellen, dass „man nicht jedes Mal, wenn es eng wird, wieder die Bundeswehr ruft“. Högl sagte: „Jetzt sind Zivile gefragt.“
Die Wehrbeauftragte warnte vor zunehmenden Mängeln in der Ausbildung der Streitkräfte. Zudem habe es schon Beschwerden gegeben, weil Männer und Frauen der Bundeswehr in Amtsstuben als eine Art Urlaubsvertretung eingesetzt waren. „Wir hatten schon letztes Jahr über Weihnachten und auch über Ostern immer mal Fälle, wo die zivilen Beschäftigten aus den Gesundheitsämtern ihren wohlverdienten Jahresurlaub gemacht haben und die Soldatinnen und Soldaten die Stellung gehalten haben, wie mir Soldatinnen und Soldaten erzählen“, sagte Högl. „Das darf natürlich nicht sein.“ Nachverfolgung von Corona-Fällen
Über die Weihnachtsfeiertage werden nach Angaben der Bundeswehr etwa 6500 Männer und Frauen aktiven Dienst in der Amtshilfe leisten. In Impfeinrichtungen arbeiten demnach rund 1600 Soldaten, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen rund 1700, wie das für die Amtshilfe zuständige Kommando Territoriale Aufgaben auf Anfrage mitteilte. In Gesundheitsämtern und bei Behörden sind demnach über Weihnachten rund 3200 Soldaten eingesetzt, also rund die Hälfte.
Bei der Amtshilfe in Gesundheitsämtern geht es vor allem um die Nachverfolgung von Corona-Fällen. Dass für solche Dienste an Computer und Telefon weiter Soldaten eingesetzt werden müssen, stößt auf Unverständnis.
„Wir haben in der Bundeswehr mittlerweile wirklich zu kämpfen, um die Amtshilfe zu kompensieren. Die Soldatinnen und Soldaten, die in der Amtshilfe tätig sind, stehen ja sonst nicht rum. Das ist alles ziemlich auf Kante genäht, was die personelle Ausstattung angeht“, sagte die Wehrbeauftragte. Sie bescheinigte den Soldaten, die Amtshilfe exzellent zu machen. Darauf könne man sehr stolz sein. Aber: „Es wird eine ganze Zeit lang brauchen, um die Bundeswehr wieder da hinzubringen, wo sie vor der Pandemie war. Dass die Bundeswehr in der Amtshilfe bei der Bekämpfung der Pandemie tätig ist, darf kein Dauerzustand sein.“
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DPA