Kassem Soleimani  (AFP)
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Der Luftangriff erfolgte inmitten wachsender Spannungen mit den USA, nachdem Tausende pro-iranische Demonstranten am Dienstag das Gelände der US-Botschaft in Bagdad gestürmt hatten. Die Demonstranten protestierten gegen US-Luftangriffe im Irak, bei denen 25 Kämpfer der Kataib Hisbollah-Miliz getötet wurden. Kataib Hisbollah gehört zur Haschd al-Schaabi (auf Deutsch: Volkmobilisierungskräfte).

Dabei handelt es sich um eine schiitisch paramilitärische Dachorganisation. Diese Gruppe wird unter anderem beschuldigt, in der Vergangenheit außergerichtliche Tötungen und Entführungen durchgeführt zu haben. Soleimani war der langjährige Kommandeur der al-Kuds-Einheiten, die seit 2007 in den USA als Terrororganisation eingestuft werden. Die Gruppe wird auf 20 000 Mitglieder geschätzt. Sie nimmt eine Art Führungsrolle unter den verschiedensten schiitischen Milizen im Libanon, Syrien und Irak ein.

Der Werdegang: Vom Bauernsohn zum gefürchteten Kommandeur in Nahost Soleimani wurde 1955 in der südöstlichen Provinz Kerman im Iran geboren. Er wuchs in einer armen Bauernfamilie auf und arbeitete als Bauarbeiter. Soleimani setzte seine Ausbildung bis zum Gymnasium fort und arbeitete dann in der Stadtverwaltung von Kerman - bis 1979 die Islamische Revolution im Iran ausbrach. Nach dem Sturz von Schah Reza Pahlavi schloss sich Soleimani Anfang 1980 dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden an. Die Revolutionsgarden wurden im November 1979 auf Befehl des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Chumeini gegründet. Anschließend zog der junge Soleimani zwischen 1980 und 1988 mit iranischen Streitkräften in den Krieg mit dem Irak, wo er zunächst als Offizier einer iranischen Kompanie aktiv war. Später führte Soleimani während des achtjährigen Krieges eine iranische Elitetruppe an. Die Truppe wurde unter dem Namen Sarallah 41 Korps bekannt. Noch in seinen 20er Jahren unternahm er Missionen hinter den feindlichen Linien, jene Art von irregulärer Kriegsführung, die eines Tages zur Visitenkarte der al-Kuds-Einheiten werden sollte. Nach dem Krieg wurde er zu einem der besten zehn Militärkommandeure der iranischen Kontingente befördert, die über die Grenzen zum Irak verteilt stationiert waren.

Kampf gegen USA im Irak und Unterstützung für Diktator Baschar al-Assad

1998 wurde Soleimani zum Kommandeur der al-Kuds-Einheiten ernannt und zum General befördert. Er hatte den Auftrag, die iranische Revolution gegen jeden Putschversuch zu schützen und militärische und geheime Operationen außerhalb der iranischen Grenzen durchzuführen. „Mehr als jeder andere war Soleimani für die Schaffung eines Einflussbogens - den der Iran als seine 'Achse des Widerstands' bezeichnet - verantwortlich, der sich vom Golf von Oman über den Irak, Syrien und den Libanon bis zu den östlichen Ufern des Mittelmeers erstreckt“, schrieb Ali Soufan, ein ehemaliger FBI-Agent und nationaler Sicherheitsanalyst, in einer Analyse 2018, wie die Washington Post zitiert. Schon Anfang der 1980er Jahre half die al-Kuds-Einheit der pro-iranischen Hisbollah, sich im Libanon erfolgreich zu etablieren. Unter Soleimanis Aufsicht konnte sie ihren Einfluss in der Region weiter ausbauen. Nachdem die von den USA geführte Invasion im Irak den Machthaber Saddam Hussein gestürzt hatte, begannen die al-Kuds-Einheiten, schiitischen Milizen im Irak im Kampf gegen die US-amerikanischen Truppen zu unterstützen. Nach einer aktuellen Schätzung des Pentagon haben iranische Stellvertreter zwischen 2003 und 2011 mindestens 608 US-Truppen im Irak getötet.

In geheimen US-Diplomatenkonsultationen, die von WikiLeaks veröffentlicht wurden, diskutierten US-Beamte offen über die irakischen Bemühungen, sich an Soleimani zu wenden, um die Raketenangriffe auf die hochgesicherte Green Zone in Bagdad im Jahr 2009 zu stoppen, berichtet Euronews.

Später, im syrischen Bürgerkrieg, trug eine massive Intervention der al-Kuds-Einheiten dazu bei, den Verlauf des Krieges zugunsten von Machthaber Baschar al-Assad, einem regionalen Verbündeten Teherans, zu wenden.

Der Einfluss Soleimanis war im Nahen Osten am stärksten spürbar, aber seine praktischen Ambitionen waren nicht regional begrenzt. Die al-Kuds-Einheiten sollen sogar versucht haben, den saudi-arabischen Botschafter in den Vereinigten Staaten in einem italienischen Restaurant in Georgetown 2011 zu ermorden. Der Versuch scheiterte. Nachdem Präsident Trump die Vereinigten Staaten aus dem Atomdeal mit dem Iran einseitig abzog, befanden sich die al-Kuds-Einheiten im Zentrum der rasch eskalierenden Spannungen mit den Vereinigten Staaten. Im Irak feuerten schiitische Milizen Raketen auf die von den Amerikanern genutzten Stützpunkte ab. Nach einem Angriff Ende Dezember, bei dem ein US-Unternehmer getötet wurde, starteten die Vereinigten Staaten Luftangriffe auf Stützpunkte entlang der Grenze zu Syrien, die von der Gruppe Kataib Hizbollah genutzt wurden, wobei 25 Milizionäre getötet und mehr als 50 verletzt wurden.

USA setzten Soleimani auf Terrorliste

Soleimani wurde 2007 von den USA zum „Terrorist und Unterstützer des Terrorismus“ erklärt. Er gehörte zu den iranischen Personen, die durch die Resolution 1747 des UN-Sicherheitsrates sanktioniert wurden. Am 18. Mai 2011 verhängten die USA weitere Sanktionen gegen ihn wegen seiner Unterstützung für das syrische Regime.

Außerdem wurde am 24. Juni 2011 in einer offiziellen Erklärung der Europäischen Union mitgeteilt, dass europäische Sanktionen gegen drei iranische Kommandeure der Revolutionsgarden, darunter Soleimani, verhängt wurden, weil sie das Assad-Regime bei seiner Unterdrückung des syrischen Widerstands unterstützt hatten.

TRT Deutsch und Agenturen