Nach kritischen Äußerungen über den Umgang Frankreichs mit der Corona-Pandemie ist der chinesische Botschafter in Paris vorgeladen worden.
Er habe seine „Missbilligung“ über „einige kürzlich gemachte Äußerungen von Vertretern der chinesischen Botschaft in Frankreich deutlich gemacht“, teilte Außenminister Jean-Yves Le Drian am Dienstagabend mit. Diese Äußerungen stünden „nicht im Einklang mit der Qualität der bilateralen Beziehungen“ zwischen Frankreich und China.
„Es gibt keinen Raum für Polemik - und Frankreich setzt sich nachdrücklich für Einheit, Solidarität und größtmögliche internationale Zusammenarbeit ein“, erklärte Le Drian mit Blick auf die Corona-Pandemie. In der Sprache der Diplomatie wird das Einbestellen eines Botschafters als untere Stufe einer diplomatischen Sanktion verstanden.
Kritik an Europa und USA
Am Sonntag hatte die chinesische Botschaft in Paris auf ihrer Internetseite einen Text mit dem Titel „Wiederherstellung verzerrter Tatsachen - Beobachtungen eines in Parisstationierten chinesischen Diplomaten“ veröffentlicht. Der Diplomat, der in dem Text nicht namentlich genannt wurde, kritisiert darin den Umgang Europas und der USA mit der Corona-Pandemie.
Unter anderem wird die Behauptung geäußert, Beschäftigte von französischen Altersheimen hätten „ihre Posten über Nacht aufgegeben und ihre Bewohner an Hunger und Krankheit sterben lassen“.
Mehr als 100.000 bestätigte Infektionen in Frankreich
Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen in Frankreich ist indes auf mehr als 100.000 gestiegen. Es seien rund 103.500 Fälle registriert, sagte Gesundheitsdirektor Jerôme Salomon am Dienstagabend in Paris. Mindestens 15.700 Menschen seien in Folge einer Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 seit Beginn der Pandemie gestorben.
Einer ersten Analyse zufolge betrug das Durchschnittsalter der Toten 81 Jahre, wie Salomon sagte. Dazu seien rund 6000 Sterbeurkunden untersucht worden. In 68 Prozent der untersuchten Fälle hätten die Betroffenen Vorerkrankungen am Herzen oder am neurodegenerativen System, schweren Bluthochdruck, Diabetes oder Krebs gehabt, sagte Salomon.
6730 Patientinnen und Patienten mussten den Angaben zufolge auf Intensivstationen behandelt werden. Das seien 91 weniger als am Vortag, erklärte Salomon. Die Zahl sei trotzdem weiterhin sehr hoch, betonte der Gesundheitsdirektor.
15 Apr. 2020
Streit mit China: Frankreich bestellt Botschafter wegen Corona-Kritik ein
Ein Diplomat aus China hat Frankreich für seinen Umgang mit Corona-Patienten verurteilt. Man habe Altersheim-Bewohner an „Hunger und Krankheit sterben lassen“. Paris reagierte prompt und bestellte den chinesischen Chef-Diplomaten ein.
TRT Deutsch und Agenturen
Ähnliche Nachrichten
Erdoğan und Mitsotakis sehen Chance für bessere Beziehungen
Der türkische Präsident Erdoğan und der griechische Ministerpräsident Mitsotakis haben sich gegenseitig zu ihren Wahlsiegen gratuliert. Die Präsenz starker Regierungen biete eine Chance für die Zukunft bilateraler Beziehungen, betonten sie.
Selbe Kategorie
Trotz US-Raketenlieferung: Scholz lehnt Taurus-Lieferung weiterhin ab
Bundeskanzler Scholz hält an seinem Nein zur deutschen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine fest. Auch wenn die USA nun Raketen mit größerer Reichweite lieferten, werde sich an dieser Entscheidung nichts ändern, betonte er.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.