Regionalwahlen in Frankreich: Wähler entscheiden über Machtverteilung (Others)
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Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche sind Französinnen und Franzosen zur Teilnahme an Regionalwahlen im gesamten Land aufgerufen. Da die Wahlbeteiligung bei der ersten Runde am zurückliegenden Sonntag einen historisch niedrigen Wert von rund 33,3 Prozent erreicht hatte, appellierten Politiker, ins Wahllokal zu gehen. Die Regionalwahlen gelten auch als Stimmungstest für die Präsidentenwahl in zehn Monaten, Favoriten dafür waren bisher Staatschef Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Ihre Lager steckten im ersten Durchgang vor einer Woche jedoch eine schwere Schlappe ein.

Möglicher RN-Erfolg in einer Region: Trostpreis oder Booster? Es ging am frühen Morgen los auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean. Die letzten Wahllokale in den Überseegebieten Guadeloupe und Martinique schließen um Mitternacht (18.00 Uhr Ortszeit). Die Wahlbeteiligung lag mittags bei 12,66 Prozent - und damit nur geringfügig höher als vor einer Woche, als sie 12,22 Prozent betragen hatte, wie das Innenministerium mitteilte. Bei den Regionalwahlen- und Départementswahlen geht es unter anderem um die Besetzung der Regionalräte. Mit Spannung wird auf das Abschneiden der Le-Pen-Partei Rassemblement National (früher: Front National) geschaut. Sie erhielt in der ersten Runde landesweit zwar deutlich weniger Zuspruch als im Jahr 2015. Doch der RN-Kandidat Thierry Mariani lag in der südlichen Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur vorne. Die rechtsextreme Partei schaffte es bisher im gesamten Verlauf ihrer Geschichte nicht, eine Region für sich zu entscheiden - ein Erfolg könnte Beobachtern zufolge für Parteichefin Le Pen ein „Sprungbrett“ sein für die Wahlschlacht um das höchste Staatsamt im kommenden Frühjahr.

Bürgerliche Rechte vor wichtigen Entscheidungen Die bürgerliche Rechte und die Sozialisten halten bisher die meisten Regionen im Land - und daran dürfte sich nach den Wahlen kaum etwas ändern. Die Partei LREM von Präsident Macron schaffte es nicht, sich in den Regionen zu verankern - sie hat keine Chance, einen Regionalpräsidenten zu stellen. „Letztlich braucht ihn keiner“, kommentierte die Tageszeitung „Le Figaro“ mit Blick auf den 43-jährigen Macron, der 2017 als Senkrechtstarter im Élyséepalast begonnen hatte. Der einstige Investmentbanker war damals mit dem Anspruch angetreten, das traditionelle Links-Rechts-Schema in der französischen Politik zu durchbrechen. Die bürgerliche Rechte sucht immer noch nach einem Kandidaten oder einer Kandidatin für 2022 - bei den Regionalwahlen dürften dafür Weichen gestellt werden. Frankreichs Regionen haben etwa in den Bereichen öffentlicher Verkehr, Bildung und Wirtschaftsförderung wichtige Kompetenzen. Im zentralistisch organisierten Nachbarland ist ihr Einfluss verglichen mit den deutschen Bundesländern aber begrenzt. Wegen der Corona-Pandemie waren die Wahlen um drei Monate verschoben worden.

dpa