10.08.2021, Berlin: Der Angeklagte (l) sitzt in einem Gerichtssaal und hält sich eine Pappe vor das Gesicht. Der 41 Jahre alte Lehrer muss sich wegen mutmaßlichem Mord verantworten. (dpa)
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In einem Fall von mutmaßlichem Kannibalismus in Berlin beginnt am Dienstag (9.30 Uhr) am Landgericht der Hauptstadt der Prozess gegen einen 41 Jahre alten Lehrer. Er soll im September 2020 einen 43 Jahre alten Mann umgebracht haben, um durch die Tötung sexuelle Befriedigung zu erlangen und Teile der Leiche zu verspeisen. Der Deutsche habe das Opfer laut Ermittlungen nur wenige Stunden zuvor über ein Dating-Portal kennengelernt.
Die Staatsanwaltschaft geht von einer „sadistisch-kannibalistisch geprägten sexuellen Tatmotivation“ aus. Es hätten sich keine Hinweise dafür ergeben, dass das Opfer in seine Tötung „eingewilligt“ habe. Die Leiche soll der Lehrer anschließend noch in seiner Wohnung in Berlin-Pankow zerteilt und Leichenteile an verschiedenen Orten in der Stadt abgelegt haben.

Die Tat sei „zur Befriedigung des Geschlechtstriebs“ und auf „bislang nicht bekannte Weise“ geschehen, hatte die Staatsanwaltschaft nach Anklageerhebung im Mai mitgeteilt. Der Lehrer soll sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert haben.
Oper wochenlang vermisst
Das Opfer, ein Monteur im Hochleitungsbau, hatte laut Ermittlungen seine Wohngemeinschaft am 5. September kurz vor Mitternacht verlassen. Er kehrte nicht mehr zurück. Wochenlang galt der Mann als vermisst. Das mutmaßliche Verbrechen kam ab 8. November ans Licht, nachdem menschliche Knochenteile an einem Waldstück in Berlin-Buch entdeckt worden waren.
Ermittlungen, bei denen Personen- und Leichenspürhunde eingesetzt wurden, führten später zu dem 41-Jährigen. Bei der Fahndung sei auch der Chatverlauf der Männer ausgewertet worden, so die Polizei. Zudem sei ein Taxifahrer ermittelt worden, der den Monteur nach Pankow gefahren haben soll. Der Lehrer befindet sich seit November in Untersuchungshaft. Er soll bislang zu den Vorwürfen geschwiegen haben. Für den Prozess sind 18 Tage bis Mitte Oktober geplant. Fall erinnert an „Kannibalen von Rotenburg“

Das Berliner Mordverfahren erinnert an ein spektakuläres Verbrechen in Deutschland aus dem Jahr 2001, das als Fall des „Kannibalen von Rotenburg“ bekannt geworden ist. Der Computertechniker hatte sein späteres Opfer über eine Kontaktanzeige in einem Internet-Forum kennengelernt. Er schnitt im März 2001 seinem Berliner Internet-Bekannten auf dessen ausdrückliches Verlangen hin zunächst den Penis ab. Später erstach er den Ingenieur und aß ihn teilweise auf. Das Strafverfahren endete mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
Auch in Berlin gab es bereits einen Mordprozess mit Kannibalismus-Verdacht. Ein Mann aus Berlin-Neukölln hatte seinen Sexualpartner getötet und zerteilt. Das Fleisch aß er allerdings nicht.

dpa