Symbolbild: Die schwedische Fahne (DepoPhotos)
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Im schwedischen Gesundheitswesen ist die rassistische Behandlung von Ärzten einer umfassenden Recherche zufolge tägliche Praxis. Das berichtete „Der Spiegel“ am Samstag unter Berufung auf die schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“, deren Journalisten auf Grundlage einer umfassenden eigenen Recherche rassistische Praktiken im schwedischen Gesundheitswesen dokumentiert haben wollen.

Krankenhaus stellte sich nicht hinter Arzt mit Migrationshintergrund

Wie die Zeitung schildert, teilte unter anderem der Arzt Jalal El Ali eine persönliche Erfahrung von Anfang dieses Sommers mit. In einem Krankenhaus der schwedischen Provinz Skane habe ein Patient darauf beharrt, sich von einem „ethnischen Schweden“ behandeln zu lassen, weil er keinem „arabischen Arzt“ traue. Die Notaufnahme des Krankenhauses sei daraufhin dem Willen des Patienten gefolgt und habe ihn von einem „ethnischen Schweden“ behandeln lassen.

Obwohl er eine langjährige Ausbildung absolviert habe, sei „das alles für diesen Patienten nicht gut genug, mir auch nur in die Augen zu schauen“, bedauerte Ali. Doch das Verhalten des Krankenhauses sei noch schlimmer gewesen: „Wenn nicht einmal das Krankenhaus für uns eintritt, wer soll es sonst tun?“
Rassismus kein Einzelfall, sondern tägliche Praxis
Doch laut den schwedischen Journalisten, die auch die Verbreitung ähnlicher rassistischer Vorfälle im Gesundheitssystem untersucht hatten, handelte es sich bei Ali um keinen Einzelfall. Bei mehr als hundert Gesundheitseinrichtungen und Zahnkliniken sollen sich die Rechercheure als Patienten ausgegeben und nach Terminen gefragt haben. Dabei hätten sie explizit betont, dass sie von einem „echten Schweden“ oder einer „hellhäutigen“ Ärztin behandelt werden wollten.

Das Skurrile: Fast die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen ging den Rechercheuren zufolge auf diese Forderung ein. Eine private Klinik habe sogar eine Liste mit der ethnischen Zugehörigkeit der Ärzte bereitgestellt. Für Schweden sei dies eine „Schande“, hält die Zeitung fest und bezeichnete die Praxis als „schlicht und einfach Rassismus“.

Ombudsmann strebt gerichtliche Aufarbeitung an

Der schwedische Ombudsmann für Gleichstellung, Lars Arrhenius, reagierte auf den Bericht der Journalisten. „Ich nehme die Sache ernst, und wir werden handeln“, teilte er mit. Eine Aufarbeitung der Diskriminierungsfälle vor dem Gericht sei möglich, Betroffene könnten eine Entschädigung erhalten.

„Dass sich Menschen aus ethnischen Gründen diskriminiert fühlen, ist ein großes Problem in einigen Bereichen der Gesellschaft“, wird Arrhenius weiter zitiert.

TRT Deutsch