Beate Tschirch ist Autorin des Buchs „Zauber der Zukunft - Rauhnächte“ (EMF Verlag, 2023) und befasst sich seit Kindheitstagen mit der Rauhnachtstradition. (Others)
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Zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag (6. Januar) verbrennen manche Menschen in Deutschland abends Zettel auf dem Balkon, gehen in den Wald oder räuchern zuhause mit speziellen Kräutern. Wünsche, Absichten, Träume und Gedanken werden in dieser Zeit akribisch aufgeschrieben. Worum geht es dabei eigentlich? Und woher kommt die hiesige Rauhnachtstradition?

Die Rauhnächte haben keltisch-germanischen Ursprung

„Die Ursprünge der Rauhnächte liegen in den alten keltisch-germanischen Kulturen“, erzählt Beate Tschirch, Autorin des Buchs „Zauber der Zukunft – Rauhnächte“, die sich seit ihrer Kindheit mit dieser alten Tradition befasst: „Über die Jahrhunderte wurden die Rauhnachtsrituale zunächst mündlich überliefert, später in Schriften festgehalten.“ Nicht nur in Deutschland praktizieren Menschen die Rauhnächte, sondern weltweit. Es handelt sich dabei meist um Menschen, die an alten Bräuchen und spirituellen Traditionen interessiert sind, wie Tschirch weiter berichtet. Durch Bücher, Mundpropaganda und soziale Medien sei die überlieferte Praxis der Rauhnächte in den vergangenen Jahren noch bekannter geworden.

„Diese Zeit wird als besonders magisch betrachtet“

Einige Menschen beginnen ihre Rauhnachtspraxis bereits zur Wintersonnenwende am 21. Dezember und führen sie bis zum Neujahrstag fort. Andere fangen erst am Weihnachtstag mit der rituellen Praxis an, die dann bis zum Dreikönigstag fortgeführt wird. Fest steht: Immer sind es zwölf aufeinander folgende Nächte, die zur inneren Selbstreflexion und Neuausrichtung einladen.

„Die Zeit der Rauhnächte ist eine Zeit des Rückzugs, der Besinnung, der Reinigung und des Neubeginns“, führt Beate Tschirch aus. Alte Bräuche, Rituale und Praktiken, wie das Räuchern, das Aufstellen von Schutzsymbolen und das Vorhersagen der Zukunft, spielen dabei eine zentrale Rolle. Wie Tschirch erklärt, hat jede der zwölf Rauhnächte dabei eine eigene Bedeutung und steht stellvertretend und symbolisch für einen Monat des neuen Jahres.

Jede der zwölf Nächte steht für einen Monat im neuen Jahr

Tschirch, die mit der jährlichen Rauhnachtstradition die mystischen Traditionen ihrer Familie fortführt, berichtet von ihrer persönlichen Praxis: „Besonders schätze ich die erste Rauhnacht, da sie den Auftakt zu dieser besonderen Zeit bildet. In dieser Nacht tauche ich gerne in die Stille ein und öffne die Tore zu meiner inneren Welt. Ich komme bewusst zur Ruhe, meditiere und stimme mich auf das kommende Jahr ein.“ Diese notwendige Ruhe ermögliche ihr auch die Selbstreflexion und das Ordnen von Gedanken für ihre Reise durch die Rauhnächte.

Beate Tschirch ist Autorin des Buchs „Zauber der Zukunft - Rauhnächte“ (EMF Verlag, 2023) und befasst sich seit Kindheitstagen mit der Rauhnachtstradition. (Others)

Denn: Bei den Rauhnächten handelt es sich um nichts weniger als die bewusste Auseinandersetzung mit sich selbst. Dabei geht es in erster Linie darum, sich selbst Fragen zu stellen und Antworten zu geben – am besten durch tägliches Journaling. Solche Fragen können beispielsweise sein:

· Was habe ich in diesem Jahr gelernt?

· Wo habe ich mich weiterentwickelt?

· Wofür bin ich dankbar?

· Wo halte ich an alten Mustern fest?

· Welche belastenden Gefühle möchte ich loslassen?

· Wo habe ich Liebe und Fülle gefunden?

· Welche Schwierigkeiten sehe ich und wie kann ich sie bewältigen?

· Was ist mir wirklich wichtig im Leben?

· Wofür verwende ich meine Energie und Zeit?

· Was möchte ich aktiv angehen und in meinem Leben manifestieren?

Negatives loslassen – Platz für Neues schaffen „In den Rauhnächten können wir zurückblicken, das vergangene Jahr reflektieren und Erlebtes bewusst würdigen. Wir sammeln Erkenntnisse und bereiten uns auf das kommende Jahr vor“, erläutert Tschirch und ergänzt: „Es ist eine Zeit, in der wir uns selbst begegnen, unsere Ziele und Wünsche überdenken und uns auf bevorstehende Veränderungen vorbereiten.“ Zwei Aspekte stehen somit im Fokus: sich von Altem und Negativem befreien – und Platz für Neues schaffen.

Diese Reflexionen können von vielfältigen Handlungen begleitet sein – positiven Affirmationen, dem Ausmisten der Wohnung, Spaziergängen in der Natur oder dem Wiedersehen mit Freunden und geliebten Menschen. Spirituelle Praktiken wie das Räuchern mit Kräutern wie Beifuß oder Weihrauch, Legen von Orakelkarten oder Beschäftigung mit Runen zählen ebenfalls dazu. „Auch das Gestalten von Vision Boards kann dabei helfen, Ziele zu setzen und sich auf das kommende Jahr vorzubereiten“, ergänzt Tschirch.

Das Ritual der 13 Wünsche

Bekannt ist in Deutschland von der Rauhnachtstradition vor allem das Ritual der 13 Wünsche: Hierbei werden im Vorfeld der Rauhnächte 13 Wünsche formuliert und auf Zettel geschrieben. In jeder Rauhnacht wird ein Zettel ungelesen verbrannt und soll sich im betreffenden Monat des neuen Jahres durch die Kraft des Universums selbst erfüllen. Für die Erfüllung des 13. Wunsches, der übrig bleibt, ist jeder selbst verantwortlich. Rauhnachts-Expertin Tschirch findet die zwölfte Rauhnacht überaus bedeutungsvoll: „Sie gilt als Nacht der Wunder. Für mich symbolisiert sie die Kraft der Manifestation, in der ich meine Visionen und Träume für das kommende Jahr visualisiere und ins Universum sende.“ Bei dieser bewussten Verbindung mit dem Universum gehe es im Kern darum, die „Magie der Möglichkeiten“ zu spüren, d.h. sich den Möglichkeiten, die das Leben bieten kann, zu öffnen.

TRT Deutsch