Coronavirus - Hagenbecks Tierpark (dpa)
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Der Tierpark im schleswig-holsteinischen Neumünster hat wegen der Corona-Krise Notpläne für das Schlachten von Tieren erarbeitet. Dort stehe auch, wer im Fall des Falles zuletzt auf die Schlachtbank komme: Der 3,60 Meter große Eisbär „Vitus“, sagte Zoodirektorin Verena Caspari.

Hintergrund ist, dass der Tierpark zurzeit keine Einnahmen durch Besucher hat und ausschließlich durch Spenden am Leben erhalten wird. „Wir sind ein Verein“, erklärte Caspari. „Wir bekommen keine städtischen Gelder, und alles, was wir bis dato an Landesgeldern beantragt haben, ist noch nicht eingetroffen.“ Noch reiche das Geld. „Doch wenn - und das ist wirklich der aller worst, worst case - wenn ich kein Geld mehr habe, Futter zu kaufen, oder wenn es passieren sollte, dass mein Futterlieferant aufgrund neuer Restriktionen nicht mehr liefern kann, dann würde ich Tiere schlachten, um andere Tiere zu füttern.“ Das wäre dann aber der allerletzte Schritt.

Man sei in einer existenzbedrohenden Krise und habe aktuell Gelder, die den Park ungefähr bis Mitte Mai bringen würden, sagt Zoodirektorin Verena Caspari. Mit dem zusätzlichen Fleisch aus den Schlachtungen könnten die Raubtiere gefüttert werden. Ähnliche Pläne scheint es bislang in anderen Zoos nicht zu geben.

Zur Notschlachtung darf es nicht kommen“

Dass es allerdings in Neumünster tatsächlich soweit kommt, ist eher unwahrscheinlich. Andere Tierparks hätten versprochen, dem Zoo Fisch und Fleisch zukommen zu lassen, „wenn hier der allerschlimmste Fall eintreten würde“, sagt die Parkchefin. Und Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) erklärte: „Zu Notschlachtungen in Tierparks darf es in der Corona-Krise nicht kommen.“ Voraussichtlich ab Anfang nächster Woche könnten Förderanträge gestellt werden.

Auch bislang wird im Tierpark schon geschlachtet. „Wir haben fleischfressende Tiere, das ist also nichts Neues“, so Zoodirektorin Caspari. Im schlimmsten Fall „müsste man halt überlegen, ob man noch mehr Tiere in die Schlachtung bringt, um die Raubtiere überleben zu lassen“.

Natürlich könne man vorher auch versuchen, Tiere an andere Betriebe abzugeben. „Wenn es hier ganz hart auf hart kommt, und der Tierpark aufgelöst werden müsste, kann ich den nicht einfach in eine Kiste stecken und woandershin transportieren“, sagt die Zoochefin. Für das große Raubtier brauche man eine geeignete Anlage.

Andere Zoos äußerten sich bislang ablehnend zu solchen Schlachtungen. „Für Berlin kommt das nicht in Betracht - das Töten von Tieren aus finanziellen Gründen wäre das Letzte, was uns einfällt“, erklärte der Berliner Zoodirektor Andreas Knieriem. Der Hamburger Tierpark Hagenbeck schloss das Vorgehen ebenfalls aus.

Lage in den Zoos relativ besorgniserregend

Auch der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) kennt nach eigener Aussage keine vergleichbaren Pläne. „Das ist nicht das Thema, was wir derzeit haben“, sagt Pressesprecher Sebastian Scholze. Allerdings sei die Lage in den Zoos durchaus relativ besorgniserregend. Man habe seit vier Wochen geschlossen und gleichbleibend hohe Kosten bei keinerlei Einnahmen. „Und Homeoffice mit Elefant geht halt auch nicht“, sagt Scholze.

Eine Diskussion über Notschlachtungen führt aus Sicht des Verbandes aber an den eigentlichen Geldproblemen vorbei. Denn die großen Ausgaben eines Zoos seien nicht das Futter, sondern die Personalkosten.

Derzeit gingen zwar viele Spenden für die Zoos ein, über die man „sehr sehr dankbar“ sei. Aber: „Es ist schwierig, damit über die Runden zu kommen“, sagt Scholze. Deshalb hat der Verband bereits Ende März für seine 56 Mitgliedszoos ein Soforthilfe-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro erbeten. Derzeit versuche man, unter einen Rettungsschirm zu kommen. Auch der Zoo in Neumünster ist Mitglied beim Verband.

dpa